Gladbach fürchtet Super-GAU - Union klopft wieder unten an
Drei Spieltage vor Ende der Saison 2023/2024 bangt ein Drittel der Bundesliga noch um den Klassenerhalt. Während sich der 1. FC Heidenheim und Werder Bremen aus dem Überlebenskampf verabschiedet haben, steht der SV Darmstadt bereits als erster Absteiger fest. Somit muss es ein Sextett, bestehend aus VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, Union Berlin, VfL Bochum, Mainz 05 und 1. FC Köln, unter sich ausmachen.
Wer hat die beste Form, wer das schwerste Restprogramm? sport.de macht den Abstiegscheck!
Platz 12: VfL Wolfsburg - 34 Punkte - 37:51 Tore
Restprogramm: SV Darmstadt 98 (H), Bayern München (A), FSV Mainz 05 (H)
Form: Seit Ralph Hasenhüttl da ist, haben die Wölfe drei von fünf Partien gewonnen, zuletzt gelangen erstmals seit dem 2. Spieltag zwei Dreier in Folge. Dass die Niedersachsen fußballerisch auch unter dem Nachfolger von Niko Kovac kaum überzeugten, dürfte ihnen angesichts der jüngsten Punkteausbeute relativ egal sein.
Gegen die bereits abgestiegenen Darmstädter hat der VfL jetzt einen Matchball für den Klassenerhalt, der tunlichst genutzt werden sollte - denn danach geht's zum FC Bayern in die Allianz Arena. Ein Nervenkrimi gegen Keller-Konkurrent Mainz am letzten Spieltag soll unbedingt vermieden werden.
Prognose: Auch weil sich die anderen Mannschaften noch gegenseitig Punkte wegnehmen, stehen die Chancen gut. Wolfsburg dürfte bald gerettet sein.
Platz 13: Borussia Mönchengladbach - 32 Punkte - 53:60 Tore
Restprogramm: Werder Bremen (A), Eintracht Frankfurt (H), VfB Stuttgart (A)
Form: Am Niederrhein wächst die Angst vor dem sportlichen Super-GAU in der als "Übergangssaison" angekündigten Spielzeit 23/24. Trainer Gerardo Seoane bekommt den Laden hinten einfach nicht dicht, 60 Gegentore sprechen für sich. Und wenn dann doch mal die Null steht wie beim jüngsten Remis gegen Union, geht nach vorne nichts mehr.
Zuweilen wirkt es so, als hätte manch ein Borussia-Profi den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. Denn das Restprogramm hat es in sich: Erst geht es für die Fohlen zu formstarken Bremern, danach zuhause gegen Europa-League-Kandidat Eintracht Frankfurt und zum Abschluss zum künftigen Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart.
Prognose: Irgendwo müssen schleunigst drei Zähler her, andernfalls droht die Relegation. Einer der wenigen Hoffnungsschimmer für den Endspurt ist die vergleichsweise ordentliche Tordifferenz, die ein halber Zusatzpunkt sein kann. Auf die zweifellos vorhandene, aber viel zu selten abgerufene Kader-Qualität sollte man sich hingegen nicht mehr verlassen. Am Ende wird's wohl knapp reichen.
Platz 14: Union Berlin - 30 Punkte - 26:50 Tore
Restprogramm: VfL Bochum (H), 1. FC Köln (A), SC Freiburg (H)
Form: Nach nur zwei Punkten aus den letzten fünf Partien sind die Eisernen dem Abgrund, der zwischenzeitlich schon ein gutes Stück entfernt schien, wieder bedrohlich nahe. Auffällig: Nach vorne geht unter Trainer Nenad Bjelica fast gar nichts mehr, in sechs der vergangenen acht Spiele blieb Union ohne eigenen Treffer.
Die Unzufriedenheit in Berlin ist offenbar so groß, dass ein neuerlicher Trainerwechsel unabhängig vom Saison-Ausgang beschlossene Sache sein soll. Immerhin hat es der tief gefallene Königsklassen-Teilnehmer selbst in der Hand, schließlich warten noch Duelle mit den direkten Konkurrenten Bochum und Köln.
Prognose: Es ist und bleibt eine Saison zum Vergessen für Union. In den kommenden beiden Begegnungen müssen zwei bis drei Punkte her, was angesichts der vollkommen uninspirierten Auftritte der letzten Wochen jedoch sicher kein Selbstläufer wird. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Eisernen der neue "Geheimfavorit" auf Platz 16 sind.
Platz 15: VfL Bochum - 30 Punkte - 37:62 Tore
Restprogramm: Union Berlin (A), Bayer Leverkusen (H), Werder Bremen (A)
Form: Den erfahrenen, allerdings glücklosen Thomas Letsch durch Cheftrainer-Neuling Heiko Butscher ersetzt zu haben, wurde mit einiger Skepsis verfolgt. Doch die jüngsten Leistungen der schon häufiger totgesagten Bochumer geben Anlass zur Hoffnung, dass im Ruhrstadion auch 2024/2025 Erstliga-Fußball gespielt wird. Zumindest der direkte Abstieg dürfte nach dem überzeugenden 3:2 gegen Hoffenheim abgewendet sein.
Nach dem erlösenden Dreier gegen die TSG - anders als in den Vorwochen reichte eine Führung diesmal für Zählbares - sagte Butscher: "Wir haben die Partie zum wichtigsten Spiel des Jahres ausgerufen - und das haben wir gezeigt!" Ebenjene Endspiel-Mentalität unterscheidet den VfL von vielen anderen Teams im unteren Drittel.
Prognose: Auf dem Papier sind zwei Auswärtsspiele sowie ein Heimmatch gegen den feststehenden Meister alles andere als ideal, es wirkt aber so, als sei der VfL im Endspurt rechtzeitig aufgewacht. Bereits drei Punkte könnten für den direkten Klassenerhalt reichen, auch in der Relegation wäre man in der Verfassung der vergangenen Spiele sicher nicht chancenlos. Tendenz: Bochum rettet sich!
Platz 16: FSV Mainz 05 - 28 Punkte - 32:49 Tore
Restprogramm: 1. FC Heidenheim (A), Borussia Dortmund (H), VfL Wolfsburg (A)
Form: Bo Henriksen hat den Rheinhessen neues Leben eingehaucht, seit sechs Spielen ist Mainz mittlerweile ungeschlagen (drei Siege, drei Unentschieden). Noch ist die Hypothek der Horror-Hinrunde jedoch nicht komplett getilgt.
Wie schnell es wieder bergab gehen kann, hat das 1:1 gegen Köln gezeigt. Als viele die 05er schon als sicheren Sieger sahen, verfiel das Team in alte Muster und musste sich am Ende glücklich schätzen, wenigstens einen Zähler mitgenommen zu haben. Hinzu kommen regelmäßige Sperren, die der Stabilität schaden: Gegen Heidenheim werden u.a. Nadiem Amiri, Brajan Gruda und Phillipp Mwene fehlen.
Prognose: Gegen Heidenheim, Dortmund und Wolfsburg sind Punkte drin, Voraussetzung dafür ist gleichwohl, dass Mainz den Spirit der letzten Monate bewahrt. Ein dramatischer 34. Spieltag deutet sich an, ein Happy End ist drin - womöglich zu Lasten von Union.
Platz 17: 1. FC Köln - 23 Punkte - 24:54 Tore
Restprogramm: SC Freiburg (H), Union Berlin (H), 1. FC Heidenheim (A)
Form: Die Heimpleite gegen Schlusslicht Darmstadt wurde allenthalben als letzter Kölner Sargnagel betrachtet. Noch lebt der Effzeh aber, wie in der zweiten Halbzeit in Mainz ersichtlich wurde.
Zwar ist die Qualität im Kader überschaubar und Trainer Timo Schultz wahrlich kein Menschenfänger, doch die Aussicht auf zwei Heimspiele in Folge gegen keinesfalls unschlagbare Mannschaften lässt das Licht am Geißbockheim noch brennen.
Prognose: Der 1. FC Köln steht vor einer Herkulesaufgabe. Rein punktetechnisch ist Mainz die größte Hoffnung, in der Tabelle noch mindestens einen Platz klettern zu können, die Rheinhessen wirken allerdings zu gefestigt, um noch drei Mal zu verlieren. Mit der passenden Einstellung kann es bis zum Saisonfinale spannend bleiben, am Ende dürfte jedoch der bittere Gang in die 2. Liga stehen.
Heiko Lütkehus