28.09.2024 12:47 Uhr

FC Bayern gegen Bayer im direkten Vergleich

Joshua Kimmich vom FC Bayern und Granit Xhaka von Bayer Leverkusen werden sich am Samstag gegenüberstehen
Joshua Kimmich vom FC Bayern und Granit Xhaka von Bayer Leverkusen werden sich am Samstag gegenüberstehen

Der FC Bayern ist unter dem neuen Cheftrainer Vincent Kompany in beeindruckender Form in die neue Saison gestartet. Der erste richtige Gradmesser ist aber Doublesieger Bayer Leverkusen, der am Samstag (18:30 Uhr) in München gastiert.

sport.de wirft vorab einen Blick auf die Mannschaftsteile: Wo sind die Bayern besser, wo der Meister? 

  • Tor: Neuer hinterlässt Fragezeichen

Manuel Neuer dürfte rechtzeitig zum Spitzenspiel des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen fit sein. Der 38-Jährige plagte sich schon gegen Dinamo Zagreb (9:2) mit Oberschenkelproblemen herum, wurde im Königsklassen-Duell zur Halbzeit vorsichtshalber ausgewechselt. Auch gegen Bremen (5:0) spielte sein Vertreter Sven Ulreich, nachdem die Nummer eins beim Aufwärmen erneut Schmerzen verspürt hatte.

Nach einer individuellen Übungseinheit zu Wochenbeginn und dem trainingsfreien Mittwoch kehrte Neuer erst am Donnerstag zurück in den Regelbetrieb. "Wir werden morgen die Entscheidung treffen. Wenn einer nicht topfit ist, haben wir andere Spieler, die einspringen können", ließ Cheftrainer Vincent Kompany auf der Pressekonferenz am Freitag einen Einsatz offen. Klar ist: Eine optimale Vorbereitung für den Kracher gegen den Meister sieht anders aus. 

Bislang hat der Bayern-Stammkeeper drei Mal in der Liga hinter sich greifen müssen, konnte bei den Gegentore nicht wirklich etwas machen. Ansonsten stand in den drei Spielen gegen Wolfsburg (3:2), Holstein Kiel (6:1) und Werder Bremen (5:0) kaum Arbeit an. Da er gerade einmal drei Paraden verbuchen konnte, liegt seine Quote abgewehrter Bälle bei entsprechend niedrigen 50 Prozent.

Deutlich mehr Chancen sich auszuzeichnen, hatte Lukas Hradecky, der nur das Topspiel gegen RB Leipzig (2:3) krankheitsbedingt verpasste. Mit dem Kapitän im Tor kassierte Bayer sechs Gegentore, zuletzt derer drei gegen die Wölfe. Beim Kopfballtor zum zwischenzeitlichen Ausgleich von Sebastiaan Bornauw sah der Finne nicht wirklich gut aus, zu halbherzig wagte er sich bei der VfL-Ecke aus dem Fünfmeterraum.

Doch der Routinier bewahrte seine Mannschaft auch schon vor einigen Gegentoren. Elf Paraden verbucht Hradecky in drei Spielen, rund 65 Prozent der Bälle wehrte er ab. Das ist zwar kein überragender Wert, aufgrund der schlechten Vorbereitung von Neuer und dem Fragezeichen über seinem Einsatz liegt der Vorteil im Tor aber bei Bayer Leverkusen.

  • Abwehr: Die Meister-Defensive wackelt - FC Bayern gefestigt

Gerade das Heimspiel von Bayer gegen Wolfsburg hat klar vor Augen geführt: Die Defensive wackelt zum Saisonstart gehörig. Neun Gegentore nach vier Spielen ist deutlich zu viel, in der Vorsaison wurde dieser Wert erst am zehnten Spieltag erreicht. Rechnet man hoch, kämen am Saisonende bei solch einer wenig meisterlichen Verteidigung 77 Gegentore heraus. 

Und: Drei Treffer in einer Partie fing sich die Mannschaft von Xabi Alonso in 2023/24 nur ein einziges Mal - und zwar im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo (0:3). 

Abwehrchef Jonathan Tah, der im Sommer dicht vor einem Wechsel zum FC Bayern stand, liegt mit 72 Prozent gewonnen Zweikämpfen zwar weit oben im Ranking, zeigte sich bei Gegentoren aber nicht immer auf der Höhe. "Natürlich ist das nicht unser Anspruch. Wir müssen verstehen, dass mehr von uns kommen muss, wir dürfen nicht schlafen", sagte er zuletzt selbstkritisch.

Gegen den FC Bayern dürfte Tah erneut als linker Verteidiger der Dreier-Abwehrkette neben Piero Hincapié und Edmond Tapsoba (einziger Bayer-Profi, der in jedem Saisonspiel bislang in der Startelf stand) auflaufen. 

Beim deutschen Rekordmeister scheint die Defensive seit der Übernahme von Vincent Kompany derweil weitaus gefestigter als noch im Vorjahr unter Thomas Tuchel. Der Belgier schenkte den so oft angezählten Dayot Upamecano und Min-jae Kim das Vertrauen, Rotation erfolgte im Viererverbund eigentlich nur auf den beiden Außenverteidigerpositionen.

Auffällig: Kompany setzte Raphael Guerreiro und Alphonso Davies auf der linken Seite je schon zwei Mal in der Liga in der Startelf ein, beide wissen klar um ihre Rollen im Team. Rechts setzte der Trainer nach den Ausfällen von Josip Stanisic und Sacha Boey auf Allrounder Konrad Laimer, der als gelernter Mittelfeldspieler die perfekte Besetzung zu sein scheint. Kompany lässt einen Außenverteidiger im Spielaufbau nämlich ins Zentrum schieben, um Überzahl zu bekommen. Der Plan geht bislang voll auf.

Klarer Vorteil für den FC Bayern.

  • Mittelfeld: Kimmich und Xhaka geben den Takt an

Der neue DFB-Kapitän Joshua Kimmich ist der neue, alte Pulsgeber beim FC Bayern, Diskussionen über seine Position gibt es an der Säbener Straße nach der Ankunft von Kompany nicht mehr. Die Mischung aus Ballmagnet (476 Kontakte in der Liga, 119 pro Spiel) und Passmaschine (93 Prozent angekommene Zuspiele) machen ihn zu dem zentralen Element im Münchner Spiel.

An seiner Seite überzeugt Youngster Aleksandar Pavlovic, der nicht nur Leon Goretzka sondern inzwischen auch Neuzugang Joao Palhinha auf die Bank verdrängt hat. Nicht nur offensiv tritt das Duo in Erscheinung, auch defensiv erledigt es bislang die Hausaufgaben - ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zur Vorsaison, als die Doppelsechs häufig zu einfach überspielt wurde.

Auf der anderen Seite heißt der Taktgeber Granit Xhaka, der wie in der Meistersaison als Führungsspieler vorangeht. Mit seinem Tor gegen Gladbach (3:2) eröffnete er die neue Bundesliga-Saison mit einem Knall, zwei Vorlagen gegen Hoffenheim und Wolfsburg unterstreichen zudem den kreativen Geist des Schweizers.

Wichtig: Der 31-Jährige legte trotz - bzw. wegen - der am Ende glücklich eingefahren Punkte gegen Wolfsburg öffentlich den Finger in die Wunde. "Wir bekommen die Gegentore aktuell zu einfach und schaffen es nicht, die Basics gegen den Ball auf den Rasen zu bringen und diesen einen Schritt mehr zu machen als der Gegner", monierte er.

An Xhakas Seite ist der Platz immer wieder unterschiedlich besetzt worden: Nach dem wackligen Auftritt von Sommer-Neuzugang Aleix Garcia am vergangenen Wochenende könnten Robert Andrich oder Exequiel Palacios ihre Chance bekommen. Was für Andrich spricht: Mit dem DFB-Profi auf dem Rasen kassiert Bayer im Schnitt deutlich weniger Tore (alle 103 Minuten statt alle 31 Minuten).

Auf den Außenpositionen im Mittelfeld wird es gegen den FC Bayern vor allem auf Alejandro Grimaldo und Jeremy Frimpong ankommen, beide befinden sich mit je drei Scorerpunkten in der Liga schon wieder auf dem besten Weg in Richtung einer weiteren Top-Saison.

Einen Vorteil gibt es im Mittelfeld weder für den FC Bayern noch für Bayer Leverkusen.

  • Angriff: Nicht nur Musiala gegen Wirtz

Ganz Fußball-Europa freut sich auf das Duell zwischen Jamal Musiala und Florian Wirtz. Beide sind in bestechender Form, dem Leverkusener gelang mit vier Toren aus den ersten vier Spielen sogar ein Treffer mehr als dem Münchner.

Zwar kurbeln sowohl Musiala als auch Wirtz die Offensivaktionen ihrer Mannschaften von der Zehner-Position aus an, ihr Spiel ist aber unterschiedlich. Musiala ist einer der besten Dribbler im Weltfußball, im Eins-gegen-Eins kaum zu verteidigen. Der laufstarke Wirtz sticht derweil noch mehr bei der Entstehung von Chancen heraus, spielte in 24/25 bereits 42 Pässe durch die Abwehrreihen und liegt damit ligaweit ganz oben im Ranking. Der Leverkusener ist zudem einer der abschlusstärksten Spieler der Liga.

Doch Bayern vs. Bayer ist viel mehr als nur Musiala vs. Wirtz: Gerade der deutsche Rekordmeister präsentierte sich in den ersten Pflichtspielen gnadenlos vor dem gegnerischen Tor. Harry Kane strotzt derzeit nur so vor Selbstvertrauen.

Zehn Tore hat der Engländer für die Münchner in 2024/25 in nur sechs Spielen erzielt, dazu noch fünf Vorlagen geliefert. Anfang des Monats erzielte er dann auch noch einen Doppelpack im 100. Länderspiel für England. 

Als der perfekte Sommer-Transfer kristallisiert sich unterdessen Michael Olise heraus, der auf sagenhafte fünf Tore und drei Vorlagen kommt. Verlass ist zudem auf Serge Gnabry, der oftmals den Vorzug vor Leroy Sané und Kingsley Coman erhält und auch schon bei fünf Scorer-Punkten liegt.

Auf der anderen Seite hat Bayer-Neuzugang Martin Terrier noch Anpassungsschwierigkeiten, Mittelstürmer Patrik Schick traf bislang nur im Supercup gegen Stuttgart. Die Hoffnungen unterm Bayer-Kreuz ruhen vielmehr auf Victor Boniface, der nicht nur mit seinem sensationellen Trickpass in der Champions League Aufsehen erregte, sondern auch mit drei Toren in der Liga. Vor allem sein Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen den VfL Wolfsburg war immens wichtig.

Trotzdem: 29 Tore in den ersten sechs Spielen unter Vincent Kompany sprechen eine klare Sprache. Vorteil und Sieg im direkten Vergleich der Mannschaftsteile: FC Bayern.