09.09.2024 13:39 Uhr

Was dem FC Bayern bei Musiala Sorgen machen sollte

Jamal Musiala ist einer der Superstars des FC Bayern
Jamal Musiala ist einer der Superstars des FC Bayern

Beim 5:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn untermauerte Jamal Musiala vom FC Bayern, dass er derzeit zu den herausragenden Akteuren auf seiner Position im Weltfußball zählt. Ein Umstand, der bei der Wahl zum Ballon d'Or 2024 allerdings keine Beachtung findet - und sich für den deutschen Rekordmeister als Problem erweisen könnte.

Drei Vorlagen, ein Treffer: Beim 5:0-Kantersieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn in der Nations League lieferte der 21-jährige Bayern-Superstar Jamal Musiala das bisherige Meisterstück seiner bereits 35 Länderspiele. Die spanische "AS" schrieb im Anschluss von einer "Musiala-Show", in Italien titelte die "Gazetta dello Sport" vom "Musiala in Deluxe-Version". Nicht selten hieß es zudem, Musiala habe mit seiner herausragenden Leistung eine direkte Reaktion auf die Ballon-d'Or-Wahl 2024 gezeigt.

Denn wenn das französische Magazin "France Football" am 28. Oktober in Paris im Théâtre du Châtelet in Konkurrenz zum Weltverband FIFA, der seine Wahl erst Anfang 2025 durchführt, den Besten der Besten 2024 kürt, bleibt Musiala nur die Zuschauerrolle. Der Rechtsfuß, immerhin einer der Torschützenkönige der EM 2024 und Teil des besten Teams der EURO, hat es nicht einmal unter die Vorauswahl der besten 30 Spieler geschafft. Eine Überraschung, auf die der FC Bayern mit deutlichen Worten reagierte.

"Jamal war einer der herausragenden Spieler bei der Europameisterschaft, wurde dort in die Top-Elf gewählt und zählte zu den Torschützenkönigen des Turniers. Zudem stand der FC Bayern auch dank der großartigen Leistungen von Jamal im Halbfinale der Champions League. Dass er nun nicht einmal zu den 30 besten Spielern der vergangenen Saison zählen soll, ist für uns völlig unverständlich", wandte sich Bayerns Sportvorstand Max Eberl im Gespräch mit der "dpa" proaktiv an die Öffentlichkeit.

Musiala sei "einer der faszinierendsten Spieler im internationalen Fußball mit absolut außergewöhnlichen, einzigartigen Fähigkeiten". Beim FC Bayern sei man "sehr stolz", ihn in den eigenen Reihen zu haben.

Dass Eberl öffentlich verkündete, dass Musialas Nichtberücksichtigung "unverständlich" sei, anstatt die Wahl von "France Football" herunterzuspielen, ist dabei sicherlich kein Zufall. Die Botschaft des Vereins: "Wir setzen uns dafür ein, dass du eine Chance auf diesen Titel verdient hast!"

Kein Wunder, die Aussicht, den prestigeträchtigen Ballon d'Or zu gewinnen, dürfte ein nicht zu vernachlässigender Punkt in Musialas Gedanken sein, wenn es darum geht, wo der Rechtsfuß seine Karriere fortsetzt. 

Jamal Musiala träumte "schon als Kind vom Ballon d'Or"

"Jeder Spieler will individuelle Awards gewinnen. Ich habe schon als Kind vom Ballon d'Or geträumt", erklärte Musiala dem "kicker" bereits Ende 2022.  

Zumindest ein Blick in die jüngere Vergangenheit legt allerdings nah, dass dieses Ziel in Reihen des deutschen Rekordmeisters kein Selbstläufer wird. Das wohl bemerkenswerteste Beispiel lieferte die Wahl 2021 als Robert Lewandowski trotz einer individuell historischen Saison mit dem Rekord von 41 Bundesligatoren überraschend Lionel Messi unterlag.

Musiala war durchaus ebenfalls schon betroffen. Seine überragende Saison 2022/23 mit 16 Toren und 16 Assists in 47 Pflichtspielen spülte ihn bei der Wahl 2023 "nur" auf Rang 26. Selbst die Kopa-Trophäe für den besten Nachwuchsspieler verpasste Musiala, der dem damaligen Sieger, Ex-BVB-Talent Jude Bellingham, statistisch eigentlich überlegen war.

An Brisanz gewinnt das Thema zudem, da Musialas Vertrag in München bereits 2026 endet. Eine Verlängerung, so betonte Eberl unlängst gegenüber der "Sport Bild" sei "ein großes Ziel" der Bayern, "eine andere Option kann es für uns nicht geben", laut "Bild" befinden sich Gespräche allerdings noch längst "nicht in der heißen Phase".

Dass Musiala selbst zuletzt im Gespräch mit "Welt am Sonntag" betonte, er sei "sehr glücklich" und voll fokussiert auf den FC Bayern, dann aber vielsagend nachschob: "Wo ich in fünf Jahren spiele, darüber mache ich mir keine großen Gedanken. In der Fußballwelt kann sich immer schnell etwas ändern", dürfte an der Säbener Straße dennoch die ein oder andere Alarmglocke lautstark schrillen lassen.

FC Bayern bei Jamal Musiala unter Druck

Auch die Worte, die Musiala am RTL-Mikrofon mit Blick auf seine Nicht-Nominierung für den Ballon d'Or wählte, lassen zumindest eine Hintertür offen: "Es bringt nichts, sich  einen Kopf darüber zu machen, es ändert nichts an meiner Qualität und meinen Zielen für diese Saison", so der Youngster, der damit indirekt offenlässt, was nach "dieser Saison" passieren wird.

Vincent Garcia, der als Chefredakteur von "France Football" für die Vergabe des Ballon d'Or zuständig ist, nannte gegenüber der "tz" zudem das sportlich wenig erfolgreiche Jahr des FC Bayern als einen der "Hauptgründe" für Musialas Abstinenz. Ein Wechsel zum Champions-League-Seriensieger Real Madrid, dem seit Jahren Interesse an Musiala nachgesagt wird, wirkt unter diesem Gesichtspunkt noch einmal verlockender.

Sollte der FC Bayern nicht bald Vollzug vermelden und Musiala langfristig an sich binden, dürften vor allem verlockende Avancen aus Madrid, Barcelona oder Manchester immer konkretere Formen annehmen.

Und dass die Aussichte auf einen Wechsel in die spanische Hauptstadt an die Seite seines Freundes Bellingham oder ein Engagement auf der Insel den Deutsch-Engländer, der den Großteil seiner Kindheit in England verbrachte und noch in der U21 für die Three Lions kickte, Musiala aus München weglocken könnten, ist zumindest nicht auszuschließen.