25.04.2024 17:32 Uhr

Süle am Scheideweg seiner Karriere

Niklas Süle ist beim BVB zumeist nur Bankdrücker
Niklas Süle ist beim BVB zumeist nur Bankdrücker

Niklas Süle ist eines der Sinnbilder der enttäuschenden Bundesliga-Saison von Borussia Dortmund. Der Innenverteidiger selbst erlebt eine Spielzeit zum Vergessen, die Nationalmannschaft droht in weite Ferne zu rücken. Auch seine Zukunft beim BVB ist alles andere als sicher.

Vor dem Saisonstart hatte Süle noch alle Kritiker überrascht. In ungewöhnlicher Frühform soll der Abwehrspieler zum Trainingsauftakt bei Borussia Dortmund erschienen sein. Laut "Sport Bild" überraschte er damit sogar seine Mitspieler.

"Er hat im Urlaub deutlich mehr gemacht als alle anderen, weil er sich auf die Saison besser und intensiver vorbereiten wollte", sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl damals und blickte voraus: "Wenn er gesund bleibt und an seinen Themen arbeitet, wird er noch viel, viel besser werden."

Doch daraus wurde zumindest in dieser Saison nichts. Von einem Stammplatz ist Süle unter Trainer Edin Terzic weit entfernt. Immer wieder prasselt heftige Kritik auf den 28-Jährigen ein. Eine Teilnahme an der EM im eigenen Land wird immer unwahrscheinlicher.

Für den BVB bestritt Süle in der Saison 2023/2024 27 Pflichtspiele. Von Beginn an durfte er dabei nur 18 Mal ran. 

Auffällig ist, dass Terzic gerade in wichtigen Spielen anderen Abwehrspielern das Vertrauen schenkt. In der Bundesliga musste Süle zum Beispiel die Partien gegen die drei Topklubs FC Bayern (2:0), VfB Stuttgart (0:1) und Bayer Leverkusen (1:1) von der Bank aus beobachten.

Auch in den beiden Viertelfinal-Partien in der Champions League gegen Atlético bekam Süle keine einzige Spielminute.

Steht Süle auf dem Platz, überzeugt er nicht immer, fällt vor allem - wie ein Großteil der BVB-Abwehr - durch fehlende Konstanz auf.

BVB-Sportdirektor Kehl watscht Süle ab

Den Tiefpunkt der bisherigen Saison erlebte Süle wohl beim 3:0-Sieg gegen den SV Darmstadt 98 im Januar. Obwohl Mats Hummels kurzfristig verletzt ausfiel, beorderte Terzic Emre Can aus dem Mittelfeld in die Viererkette. Süle wurde erst in den Schlussminuten eingewechselt.

Zuvor hatte Sportdirektor Kehl den Hünen öffentlich kritisiert. "Edin war nicht 100 Prozent zufrieden, auch nicht im Trainingslager", sagte der Ex-Profi Anfang des Jahres und ergänzte: "Wir hatten uns in den letzten Monaten mehr erhofft. Niklas kann mehr. Er muss jetzt Gas geben - und das erwarte ich von ihm in den nächsten Monaten." Ein heftiger Nackenschlag für Süle.

Doch den Schalter konnte der gebürtige Frankfurter (bislang) nicht wirklich umlegen.

Die Konsequenzen bekam Süle auch bei der Nationalmannschaft zu spüren. Bei den Länderspielen gegen Frankreich und Holland verzichtete Bundestrainer Julian Nagelsmann auf den BVB-Star.

Stattdessen erhielten Spieler wie Waldemar Anton vom VfB Stuttgart oder Robin Koch von Eintracht Frankfurt, die bei ihren Vereinen Stammspieler sind, den Vorzug.

EM-Zug für Süle abgefahren?

Schon im Oktober hatte Nagelsmann betont: "Er muss an seine maximale Leistung rankommen. Er muss den Anspruch haben, in Dortmund absoluter Stammspieler zu sein. Ob rechts oder innen, ist zweitrangig. Nicht nur mitzulaufen, sondern eine tragende Rolle zu spielen."

Eben genau das ist Süle nicht gelungen. Derzeit ist auch nur schwer zu glauben, dass der Profi den Turnaround in dieser Saison noch schafft. In der Bundesliga stehen schließlich nur noch vier Spieltage an, in der Champions League maximal zwei.

Dass Süle es schafft, sich in diesen Spielen für eine EM-Teilnahme zu empfehlen, um noch auf den bereits anrollenden EURO-Zug aufzuspringen, scheint sehr unwahrscheinlich.

Verliert der BVB bei Süle die Geduld?

Nicht nur Süles Zukunft bei der Nationalmannschaft ist ungewiss. Auch beim BVB gibt es mittlerweile Zweifel an dem Ex-Bayern-Spieler. Zwar berichtete die "Sport Bild" zuletzt, dass Süle auch in der kommenden Saison das Schwarz-Gelbe Trikot trage.

Sollte die Formkurve aber nicht schnell wieder nach oben zeigen und Süle die nötige Professionalität weiterhin vermissen lassen, dürfte der BVB wohl über einen Verkauf nachdenken. Mit kolportierten zwölf Millionen Euro Gehalt pro Jahr ist der ehemalige Hoffenheimer schließlich einer der Topverdiener im Kader des Revierklubs.

Lissy Beckonert