24.04.2024 11:48 Uhr

Wie sich Goretzka für FC Bayern und DFB unverzichtbar macht

Beim FC Bayern wieder im Aufwind: Leon Goretzka
Beim FC Bayern wieder im Aufwind: Leon Goretzka

Vor wenigen Wochen war Leon Goretzka noch am Boden, als die Krise beim FC Bayern ihn überraschend seinen Platz in der deutschen Nationalmannschaft kostete. Doch der Mittelfeldmann hat sich kurz geschüttelt und den Blick wieder nach vorne gerichtet. Mit Erfolg: In der Verfassung der letzten Spiele wird Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der Zusammenstellung seines EM-Kaders an dem 29-Jährigen kaum vorbeikommen.

Erst holte sich Leon Goretzka mit einem breiten Grinsen die verdiente Umarmung von Teamkollege Thomas Müller ab, dann lauschte er verlegen der ausschweifenden Lobeshymne von Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus.

Mit einem überragenden Auftritt beim 5:1-Erfolg bei Union Berlin hat der kampfstarke Achter eine neue EM-Bewerbung an Bundestrainer Julian Nagelsmann geschickt. An drei Toren war er direkt beteiligt.

Von sport.de wurde Goretzkas Top-Leistung entsprechend mit einer Top-Note gewürdigt.

"Aktuell ist meine Einstellung, dass ich versuche, immer auf dem Platz zu stehen und Julian zu zeigen, dass ich da bin und den Kampf annehme. Das versuche ich Woche für Woche auf den Platz zu bringen, um irgendwie noch auf den Zug aufzuspringen", erklärte Goretzka bei "Sky". Ein EM-Ticket sei weiterhin sein "klares Ziel".

FC Bayern: Tuchel und Matthäus heben Goretzkas Bedeutung hervor

Wie schon beim Viertelfinal-Sieg in der Champions League gegen den FC Arsenal überzeugte Goretzka auch beim Münchner Spaziergang in Köpenick. Nebengeräusche blendet er vollkommen aus, der volle Fokus liegt auf der EM sowie der letzten verbliebenen Titelchance des FC Bayern in der Königsklasse.

Nach einer Saison mit mehr Tiefen als Höhen scheint Goretzka seine Formkrise gerade noch rechtzeitig überwunden zu haben.

Für die DFB-Testspiele im März war der Routinier nicht berücksichtigt worden. Ein Weckruf zur rechten Zeit? Fakt ist: Seit seiner Ausbootung wirkt Goretzka wieder präsenter auf dem Platz, geht nicht mehr mit der Mannschaft unter, wenn es mal nicht läuft.

Der Antreiber sei wieder in Form gekommen, urteilte auch der nur noch bis Ende Juni beim FC Bayern beschäftigte Thomas Tuchel: "Er ist stark und hat uns geholfen, zu gewinnen."

Lothar Matthäus teilte diese Meinung: "Er spielt in den letzten Wochen überragend. Leon ist immer ein wichtiger Spieler für die Mannschaft, nicht nur bei Bayern, auch bei der Nationalmannschaft."

Abschied vom FC Bayern? Goretzka winkt ab

Durch seinen Formanstieg hat Goretzka nicht nur Argumente für einen Platz im deutschen EM-Aufgebot, sondern auch für eine Zukunft beim FC Bayern gesammelt. Dort steht im Sommer ein personeller Umbruch ins Haus.

Nicht selten wurde der gebürtige Bochumer in jüngerer Vergangenheit mit einem Abschied vom Rekordmeister in Verbindung gebracht. Erst kürzlich sollen sich die Scouts von Juventus Turin den Mittelfeld-Star, der an der Isar noch einen Vertrag bis Sommer 2026 besitzt, aus der Nähe angeschaut haben.

Goretzka selbst verschwendet allerdings keinen Gedanken an einen Tapetenwechsel. "Aus meiner Sicht ist alles klar: Mein Vertrag läuft bis 2026, und es gibt keinen Grund, über eine Veränderung nachzudenken", stellte er in der "Sport Bild" klar.

Spannend dürfte für ihn gleichwohl sein, wie der neue Coach mit ihm plant. "Es ist mit Sicherheit ein wichtiger Punkt für einen Spieler, zu wissen, wer Trainer wird", gab der ehemalige Schalker unlängst zu bedenken.

Voller Fokus auf Real Madrid

Doch bevor der inzwischen zum Favoriten erkorene Ralf Rangnick oder ein anderer Fußball-Lehrer an der Säbener Straße aufschlägt, steht erst einmal das bisherige Saison-Highlight gegen Real Madrid auf dem Programm.

Die Königlichen sind die letzte Hürde auf dem Weg ins Endspiel der Champions League, wo es in Wembley zum Wiedersehen mit Borussia Dortmund kommen könnte. Dafür müsste der BVB Paris Saint-Germain im zweiten Halbfinale aus dem Weg räumen.

Der Fall Goretzka zeigt, wie schnell es im Fußball zuweilen gehen kann: Im März noch schwer angezählt, ist der Achter Ende April wieder im Aufwind, sein Traum von der Europameisterschaft im eigenen Land lebt. Und das zu Recht.

Heiko Lütkehus (mit "dpa"-Material)