"Überragendes Gefühl": VfB feiert Matchwinner Undav
Der VfB Stuttgart und allen voran Deniz Undav versetzen den Ambitionen von RB Leipzig einen schweren Dämpfer.
Deniz Undav klatsche seine Mitspieler ab, genoss in der Cannstatter Kurve die Jubelgesänge der Fans - und wurde dann ein bisschen ungeduldig.
"Ich muss noch in die Schiedsrichterkabine und nach dem Ball fragen", sagte der Angreifer des VfB Stuttgart nach seiner Drei-Tore-Gala beim 5:2 (2:1) gegen RB Leipzig. Nur wenig später tauchte er in den Katakomben der Arena wieder auf: Mit dem Objekt der Begierde unter dem Arm - und einem breiten Grinsen.
"Drei Tore in so einem Spiel, überragendes Gefühl. Das ist der erste Ball, den ich mitnehme", sagte Undav, der selbst seinen Trainer erst mal sprachlos machte.
"Was soll man da noch sagen?", fragte Sebastian Hoeneß eher rhetorisch in die Runde, um dann die Vorzüge von Undav zu preisen: "Er ist ein Instinktfußballer, der vom Straßenfußball kommt, er antizipiert Situationen, die andere vielleicht nicht erahnen. Wir sind froh, dass wir ihn haben."
Undav mit dem DFB-Team zur Heim-EM?
Ob auch Bundestrainer Julian Nagelsmann froh wäre? "Mit drei Toren im Spitzenspiel ist er zumindest innerhalb Deutschlands schon außergewöhnlich", betonte Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, aber was die Nationalmannschaft angehe, müsse man "Herrn Nagelsmann fragen".
Auch Undav wiegelte wieder mal ab und verwies auf den Bundestrainer: "Ich gebe einfach Gas, versuche gut zu spielen. Wenn ihm das gefällt ... mal schauen, was passiert."
Einstweilen sind sie in Stuttgart schon froh, das in Abwesenheit von Torjäger Serhou Guirassy neben Enzo Millot (25., Handelfmeter) sowie Jamie Leweling (48.) vor allem Undav (30./56./75.) dazu beitrug, dass der VfB nach zwei Niederlagen seinen Champions-League-Platz festigte. Wobei: "Das ist gar nicht das Ziel", behauptete Undav. Und Wohlgemuth sekundierte: "Es bleibt dabei, dass wir keine Ansagen formulieren."
Allerdings: Da die Tabelle nicht lügt, werden auch die Stuttgarter nicht umhinkommen festzustellen, dass sie nach wie vor Platz drei belegen (37 Punkte) und vier Punkte Vorsprung auf Platz fünf haben.
RB Leipzig ärgert sich über "Scheißspiel"
Zugleich hielten sie mit einer "großartigen Leistung" (Hoeneß) die Leipziger auf Distanz - und damit einen direkten Konkurrenten, der nach nunmehr drei Niederlagen in Serie gewaltig ins Schlingern geraten ist.
Nationalspieler Benjamin Henrichs attestierte sich und seinen Mitspielern, für die Benjamin Sesko (32.) und Lois Openda (55.) letztlich nur Ergebniskosmetik betrieben, ein "Scheißspiel", Lukas Klostermann prophezeite frustriert: "Wenn wir öfter so spielen, werden wir nicht mehr viele Spiele gewinnen." Nach den Niederlagen gegen Frankfurt, Leverkusen und nun eben Stuttgart "laufen wir unseren Ansprüchen hinterher", ergänzte Henrichs.
Trainer Marco Rose hat einige Gründe für die höchst bedenkliche Serie schon ausgemacht. "Insgesamt verteidigen wird zurzeit zu schlecht", sagte er, gegen Stuttgart habe seine Mannschaft außerdem "nicht gut angegriffen".
Komme hinzu: "Die letzten Ergebnisse sind im Kopf angekommen. Den Rucksack müssen wir jetzt mitnehmen." Den Spielball durfte ja schon Undav mitnehmen...