Ex-DFB-Boss verteidigt WM-Abstimmung
Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat Verständnis für das Abstimmungsverhalten des heutigen Verbandschefs Bernd Neuendorf beim Votum für die geplanten Gastgeber der umstrittenen Fußball-WM 2030.
"Wir müssen uns abgewöhnen, dass wir von Deutschland heraus alles besser wissen, besser machen wollen. Wenn ich in der Rolle noch gewesen wäre wie Bernd Neuendorf: Ich weiß nicht, ob ich mich anders verhalten hätte als er. Bei aller Symbolik. Es kommt der Punkt, wo du als DFB wieder Sachen erwartest im Sinne deines Verbandes. Es ist ein nächstes Turnier oder es sind Wahlen", sagte Niersbach im "Doppelpass" bei "Sport1".
Neuendorf hatte Anfang Oktober im FIFA-Council zugestimmt, dass die WM in Uruguay, Argentinien, Paraguay, Marokko, Spanien und Portugal stattfinden soll.
Dies muss noch vom Kongress des Weltverbands FIFA bestätigt werden. Deutschland bewirbt sich mit Belgien und den Niederlanden um die WM der Fußballerinnen 2027.
Gegen WM in sechs Ländern
Der Weltmeisterschaft in sechs Ländern kann Niersbach nicht viel abgewinnen. "Für mich geht der ganze Charakter dieser wunderbaren Weltmeisterschaft verloren. Was haben wir gefeiert, ich habe Italien 1990 erlebt, 1986 Mexiko. Das ganze Land in der Gastgeberrolle. Und jetzt wird es zersplittert. Da kommt die Nachhaltigkeit, die ökologischen Probleme dazu. Und auch sportlich, ob das so gesund ist für einen Athletenkörper", betonte er.
Unterdessen macht Niersbach die Aufbereitung der Sommermärchen-Affäre um die WM 2006 noch zu schaffen.
"Es ist leider immer noch nicht abgeschlossen. Es ist ja auch erst 18 Jahre her. Man muss da schon mit fertig werden. Ich bin Patriot. Ich glaube an unseren Rechtsstaat. Dass so etwas passiert, wünsche ich keinem. Solange mit dieser Ungewissheit zu leben, was kommt jetzt", sagte Niersbach.
Das Oberlandesgericht Frankfurt hatte im Mai dieses Jahres das Ende Oktober 2022 vom Landgericht Frankfurt eingestellte Verfahren gegen die früheren DFB-Funktionäre Niersbach, Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung wieder in Gang gesetzt.
"Jetzt sind wir bald in 2024. Ich hoffe sehr, dass diese Chose erledigt wird", sagte Niersbach. Das Trio hatte die Anschuldigungen stets bestritten.