Was wird aus Bayern-Flirt Marco Verratti?
Unter Luis Enrique wird Marco Verratti kein Spiel mehr für PSG bestreiten. Das stellte der Trainer von Paris Saint-Germain vor wenigen Tagen unmissverständlich klar. Einen neuen Klub hat der 30-Jährige, der in diesem Sommer auch beim FC Bayern im Gespräch war, noch nicht gefunden. Wie geht es für den Italien-Star weiter?
In seinem wohl letzten Gespräch mit Marco Verratti ließ Luis Enrique offenbar keinen Spielraum für Interpretationen. "Bei mir wirst du nie spielen!", soll der PSG-Coach dem Europameister von 2021 laut der französischen Zeitung "Le Parisien" gesagt haben.
Am Samstag folgte dann ein offizielles Statement von Luis Enrique. "Was Marco betrifft, bleibe ich bei meiner Position, private Gespräche nicht preiszugeben. Ich habe nichts mehr zu sagen. Auch die Ratschläge, die ich ihm geben konnte, bleiben im privaten Bereich", erklärte der 53 Jahre alte Spanier auf der Pressekonferenz vor dem PSG-Gastspiel bei Olympique Lyon am Sonntag (20:45 Uhr).
Ein Bekenntnis zu einem Spieler klingt anders. Wie man es dreht und wendet: Für Verratti bedeutet dies das Ende seiner langen Zeit beim französischen Spitzenklub. 2012 hatte ihn Star-Trainer Carlo Ancelotti vom Serie-B-Klub Pescara nach Paris gelotst - und zum Leistungsträger im defensiven Mittelfeld aufgebaut.
Bayern-Trainer Tuchel kennt und schätzt Verratti
Heute ist der Italiener der dienstälteste PSG-Profi und achtfacher französischer Meister. Seine 416 Pflichtspieleinsätze für die Rouge-et-Bleu übertrifft nur Jean-Marc Pilorget mit 435 Spielen.
Wie es jetzt für Verratti weitergeht, ist völlig offen. Ein Last-Minute-Transfer des 1,65 Meter großen Mittelfeldmannes zum FC Bayern zeichnet sich nicht mehr ab. Zumal eine Verpflichtung wohl etwas Vorlaufzeit bräuchte: Verrattis Vertrag bei PSG ist bis 2026 datiert, sein Marktwert wird auf rund 40 Millionen Euro geschätzt.
Noch Mitte August hatte die Sportzeitung "L'Équipe" über ein Münchner Interesse an Verratti berichtet. Die Spekulationen kamen nicht von ungefähr: Bayern-Coach Thomas Tuchel kennt den 55-maligen Nationalspieler Italiens seit seiner Zeit bei PSG. Er schätzt nicht nur dessen Stärken im Spielaufbau, sondern auch seine Abräumerqualitäten. Eigenschaften, die dem FC Bayern auf der "Sechs" in der abgelaufenen Saison immer wieder abgingen.
Schon da hatte sich abgezeichnet, dass es für Verratti keine Zukunft mehr in Paris geben würde. Diese Tendenz spitzte sich seitdem stark zu - und gipfelte noch vor Luis Enriques Klarstellung in harsche öffentliche Kritik.
Vor wenigen Tagen holte Ex-PSG-Profi Jérôme Rothen in seiner Sendung "Rothen s'enflamme" bei "RMC Sport" zum Rundumschlag gegen Verratti aus.
Bayern-Flirt Verratti zieht es wohl in die Wüste
"Ich möchte ihn nicht für seine Qualitäten als Spieler kritisieren. Doch die Vertragsverlängerung zu Jahresbeginn hatte er nicht verdient. Die Verantwortlichen haben einen Fehler gemacht. Für mich ist Verratti am Ende. Er ist 31 Jahre alt. Er hat nie verstanden, wie die Karriere oder das Leben eines erstklassigen Profifußballers aussieht. Und er wird es auch nie verstehen", meinte Rothen - und unterstrich, warum Verratti unter Luis Enrique keine Rolle mehr spielen wird: "Jemand, der seine Zeit mit Feiern, Rauchen und Trinken verbringt - das sind Dinge, die dem Image des Klubs schaden."
Verrattis Lebensstil war tatsächlich immer wieder ein großes Thema in seiner Zeit bei PSG. Fotos, die ihn mit Zigarette zeigen, sind keine Rarität. Das soll auch Luis Enrique missfallen.
Die Fußballkarriere von Marco Verratti, der in diesem Sommer auch beim FC Barcelona und in Saudi-Arabien gehandelt wurde, wird jetzt möglicherweise in Katar ihre Fortsetzung finden. Laut "RMC Sport"-Reporter Fabrice Hawkins bietet Al-Arabi 45 Millionen Euro für den Italiener. Eine Einigung zwischen Al-Arabien und PSG soll demnach unmittelbar bevorstehen.
Der italienischen Nationalelf dürfte dieser Wechsel indes missfallen: Ein Jahr vor der Europameisterschaft in Deutschland würde ihr Spielgestalter das europäische Fußball-Rampenlicht verlassen - und die Karriere in einer sportlich bedeutungslosen Liga fortsetzen. Italiens neuer Coach Luciano Spalletti berief den langjährigen Leistungsträger denn auch nicht für die wichtigen EM-Qualifikationsspiele gegen Nordmazedonien und die Ukraine.
Claudio Palmieri