"Immer authentisch, immer ehrlich": Peter Neururer wird 70

Kult-Trainer Peter Neururer wird am Samstag 70 Jahre alt. Das Profi-Geschäft lässt den einstigen "Feuerwehrmann" einfach nicht los.
Bei nahezu jeder Trainerentlassung im deutschen Profifußball steigt Peter Neururer wieder aus seinem schwarzen Porsche. Zumindest auf Social Media. Ihm selbst geht das virale Internet-Meme eher "auf den Geist", sein Image als "Feuerwehrmann" verfolgt den Kult-Trainer bis heute - und auch emotional lässt ihn die Vergangenheit einfach nicht los.
Tatsächlich könne er mit seinen 30 Jahren im Trainergeschäft ganze "24 Bücher" füllen. "Das ist Wahnsinn, was ich da alles erlebt habe", sagt Neururer im "SID"-Interview.
Viele dieser Geschichten will er am Samstag im Weinkeller des schicken Italieners La Scala in Gelsenkirchen-Buer, unweit der Arena seines Herzensklubs Schalke 04, noch einmal zum Besten geben - und an seinem 70. Geburtstag mit seiner Familie, seinen "Harley-Brüdern" und engen Freunden auf eine "großartige Zeit" zurückblicken.
619 Pflichtspiele, zwei Aufstiege und viele Abstiegsdramen hat Neururer als Trainer miterlebt. Bei Schalke, Hertha BSC, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf, dem 1. FC Köln, Alemannia Aachen oder Kickers Offenbach stand der gebürtiger Gelsenkirchener jeweils nicht länger als ein oder zwei Jahre an der Seitenlinie. Nur in Bochum hielt es ihn in seiner ersten Amtszeit vier Jahre, er führte den VfL 2004 sogar in den UEFA-Cup. Von 2013 bis 2014 war dort auch seine bislang letzte Trainerstation.
Herzinfarkt als harter größter Einschnitt
Und das kurz nach dem größten Einschnitt seines Lebens. "Am 9. Juni 2012 habe ich hier in großartiger Form Golf gespielt", erzählt Neururer im Golfclub Haus Leythe, nur wenige hundert Meter entfernt von seinem Schicksals-Loch 17. Der Abschlag auf dem Par vier sei wie immer "Weltklasse" gewesen, schwärmt er im Rückblick - und wird dann ernst. Kurz nach dem dritten Schlag, aus dem Bunker an die Fahne, brach der damals 57-Jährige zusammen: Herzinfarkt.
Nach vier Tagen im Koma und der anschließenden Reha habe er sich schnell aber wieder "genauso fit gefühlt wie heute", erzählt Neururer, der jeden Tag funktionelle Körpergymnastik macht, mit seiner Harley Davidson, seinem Bühnenprogramm und als TV-Experte quer durch Deutschland tourt, vereinslose Fußballer trainiert und bis zu dreimal die Woche auf dem Golfplatz steht: "Mehr Glück als ich kann man eigentlich gar nicht haben, den 70. noch mit so einer Gesundheit feiern zu dürfen."
Traum von einem großen Titel lebt noch immer
Eigentlich habe er "alles, was man sich vorstellen kann", wäre da nicht "dieser Traum". Und zwar, "einmal die Schale in der Hand zu halten." Oder den DFB-Pokal - "egal", sagt Neururer: "Von daher: Wenn irgendwo irgendein Verein meint, dass ich als Sportdirektor oder Sportvorstand agieren könnte: Der Traum ist ja noch da, das würde ich machen."
Einen Trainerjob will er nicht mehr annehmen, lässt sich aber auch hier ein kleines Hintertürchen offen. "Wenn der VfL Bochum, Schalke 04 oder der 1. FC Köln, also Vereine aus meinem Umfeld, in Not geraten, wirklich Hilfe brauchen und mich dann ansprechen würden - so viel Konjunktiv - dann würde ich es machen. Für diese drei Vereine, für keinen anderen", sagt Neururer. Eine Herzensangelegenheit.
Auch ohne Comeback habe er aber "noch eine ganze Menge vor", verstellen will er sich dabei bis an sein Lebensende nicht: "Ich sage immer das, was ich denke. Nicht gerade vom diplomatischen Dienst kommend, aber immer authentisch, immer ehrlich", sagt Neururer, denn: "Schweigen ist feige".