04.02.2025 22:12 Uhr

Diese drei großen Baustellen warten auf BVB-Trainer Kovac

Niko Kovac hat beim BVB viel zu tun
Niko Kovac hat beim BVB viel zu tun

Mit der Übernahme des Cheftrainerposten bei Borussia Dortmund hat sich Niko Kovac eine echte Herkulesaufgabe ans Bein gebunden. Der 53-Jährige soll den zuletzt stark in die Krise geratenen Bundesligisten so stabilisieren, dass zumindest noch die Qualifikation für die Champions League gelingt. Dem ehemaligen Bayern-Coach steht ein Wettlauf gegen die Zeit bevor.

Unter Interimstrainer Mike Tullberg, der durch die Verplichtung von Niko Kovac wieder als Cheftrainer der Dortmunder U19 agieren wird, stabilisierte sich der BVB in den vergangenen Wochen merklich. Zuletzt feierten die Westfalen immerhin zwei Pflichtspielsiege in Folge. Für einen dauerhaften Turnaround soll nun Kovac sorgen.

Damit das gelingen kann, muss der Kroate aber zunächst drei große Baustellen in den Griff bekommen. Zeit dafür bleibt dem ehemaligen SGE-Trainer aber kaum.

  • Die Spielphilosophie 

Was Nuri Sahin in mehreren Monaten beim BVB nicht gelang, muss Niko Kovac nun in kürzester Zeit schaffen. Über weite Teile der Saison wirkte der BVB phasenweise ohne jegliches Offensivkonzept. Von dem berauschenden Angriffsfußball, den sich die Dortmunder unter Sahin erhofft hatte, war nur ganz selten etwas zu sehen.

Statt einer deutlich erkennbaren Trainer-Handschrift war es oft nur die individuelle Klasse, die der Borussia zu Siegen verhalf. Dass es auch anders geht, stellte zuletzt bereits Interimscoach Tullberg unter Beweis, als er der Mannschaft im Champions-League-Spiel gegen Donezk (3:1) einen klaren Plan mit an die Hand gab, der gerade offensiv durchaus funktionierte.

Diese Entwicklung muss Kovac nun vorantreiben - Zeit hat er dafür aber keine. Im Februar warten auf die Dortmunder fünf Partien, darunter die zwei wegweisenden Playoff-Kracher in der Königsklasse gegen Sporting. Am Samstag kommt mit dem VfB Stuttgart ein absolutes Top-Team ins Westfalenstadion.

Dass der Kroate das kann, bewies er bereits bei seiner Station in Monaco. Dort ließ Kovac seine Mannschaft bereits hoch pressen, versuchte Fehler schon in der gegnerischen Hälfte zu erzwingen. Nach Ballgewinnen sollte das Spielgerät schnellstmöglich gefährlich auf das gegnerische Gehäuse gebracht werden.

Im eigenen Ballbesitz bevorzugt Kovac ein temporeiches und zielstrebiges Spiel über die Außen, was zum BVB mit Karim Adeyemi, Jamie Gittens oder auch Julien Duranville passen sollte. Die Frage ist nur: Wie lange braucht der neue Cheftrainer, um den teils ohne Selbstbewusstsein agierenden Offensivspielern sein System einzuflößen?

  • Die Formkrise in der BVB-Offensive

Womit wir auch schon bei Baustelle Nummer zwei wären: Zahlreiche Offensivspieler des BVB laufen seit dem Jahreswechsel ihrer Form weit hinterher. Gerade Julian Brandt, der nach dem geplatzten Wechsel von Rayan Cherki im weiteren Saisonverlauf wohl weiterhin die Fäden im Ballbesitzspiel ziehen wird, zeigte zuletzt teils desolate Leistungen.

Dem ehemaligen Leverkusener unterliefen schlimme Fehler, die - wie bei der Niederlage in Kiel - zu Gegentoren führten. Am Ball traf Brandt zu oft falsche Entscheidungen oder leistete sich teils unerklärliche Fehler. Doch auch seinen Nebenleuten war das fehlende Selbstbewusstsein in den letzten Wochen anzumerken.

Karim Adeyemi, der zwischenzeitlich mit muskulären Problem nur zuschauen konnte, schien bei seinen Auftritten gegen Donezk und Heidenheim nicht ganz bei der Sache zu sein. Von Tullberg gab es einen Denkzettel inklusive öffentlicher Schelte. Seiner starken Form aus dem Herbst läuft der Flügelflitzer hinterher.

Immerhin beendete Mittelstürmer Serhou Guirassy seine Torkrise in der vergangenen Woche gegen Donezk. Um allerdings noch um die Champions-League-Plätze mitzuspielen, brauchen die Schwarz-Gelben den Angreifer in Top-Form, zumal mit Maximilian Beier der potentielle Ersatz bis dato noch immer nicht in Dortmund angekommen zu sein scheint.

Fest steht: Offensiv bedarf es schnell eine deutliche Steigerung - auf nahezu allen Positionen. Richten muss es das vorhandene Personal, weil bis zum Deadline Day kein Ersatz für Donyell Malen an der Strobelallee aufschlug. Kovac, der für seine klaren Ansagen bekannt ist, muss seine Stars nun schnellstmöglich in die Spur bringen.

  • Die Integration der Neuzugänge

Anders als für die Offensive, fanden mit Daniel Svensson und Carney Chukwuemeka am Montag noch zwei Neuzugänge den Weg in den Ruhrpott. Für Chukwuemeka ist es die erste Station fernab der Heimat, bei Svensson, der bislang nur in der dänischen Liga kickte, könnte es dauern, bis die Anpassung an das hohe Niveau der Bundesliga gelungen ist.

Auch diese Umstellung könnte dem BVB wertvolle Zeit kosten, die man eigentlich gar nicht hat. Kovac und seine Co-Trainer müssen einen Plan entwickeln, wie zumindest Chukwuemeka schnellstmöglich eine ernsthafte Alternative für die Startelf sein kann. Im Mittelfeld ist nach dem Ausfall von Felix Nmecha ein Loch entstanden, das der talentierte Engländer zeitnah stopfen soll.

Das Problem: Beim FC Chelsea kam der Mittelfeldspieler kaum zum Zug, saß quasi die gesamte Hinrunde über nur auf der Bank. Ob der Neuzugang gleich voll im Saft steht, um im vollen Februar mehrere Spiele in Folge über 90 Minuten zu absolvieren, darf daher bezweifelt werden - zumal ihm die Abläufe noch unbekannt sind.

Ähnlich sieht es bei Svensson aus, der allerdings wohl sowieso nicht als Sofortverstärkung für die Defensive vorgesehen ist. Hinter Ramy Bensebaini kann der Schwede, der von der Spielanlage Rechtsverteidiger Julian Ryerson ähnelt, behutsam aufgebaut werden - sofern dies denn möglich ist.

Denn: Überaus gut ist die neue Mannschaft von Kovac in der Breite immer noch nicht besetzt, wie etwa die weiterhin vorhandene Lücke in der Abwehrzentrale zeigt.