23.07.2024 17:28 Uhr

Das verzwickte Stürmer-Puzzle des BVB

Bleiben Niclas Füllkrug (r.) und Youssoufa Moukoko (l.) beim BVB?
Bleiben Niclas Füllkrug (r.) und Youssoufa Moukoko (l.) beim BVB?

Nach einigem Hin und Her und einem herben Medizincheck, nach dem der komplette Deal plötzlich ins Wanken geriet, hat Borussia Dortmund unlängst einen echten Transfercoup gelandet und mit Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart einen Torjäger ins Ruhrgebiet gelockt, der 2023/24 mit 30 Toren in 30 Partien mehr als überzeugte. Der Geniestreich führt jedoch zeitgleich zu einer verzwickten Situation: Beim BVB herrscht ein Überangebot in der Sturmmitte. 

43 Tore in 71 Bundesligaspielen für den 1. FC Köln und den VfB Stuttgart und mit 1,87 Meter eine echte Präsenz im Strafraum: Mit Serhou Guirassy hat sich der BVB einen echten Bilderbuch-Mittelstürmer geangelt. Das Problem: Mit Niclas Füllkrug (56 Tore in 157 Bundesligaspielen/1,89 Meter) und Sebastien Haller (33 Tore in 93 Bundesligaspielen/1,91 Meter) stehen bereits zwei Spieler im Kader der Borussen, deren Stärken ebenfalls eindeutig im gegnerischen Strafraum liegen.

Hinzu kommt mit Youssoufa Moukoko (17 Tore in 76 Bundesligaspielen/1,79 Meter) zwar ein durchaus anderer Spielertyp, der 19-Jährige gilt dennoch ebenfalls als waschechter Mittelstürmer.

BVB gibt zu: Situation "womöglich nicht optimal"

Dass vier mindestens einer zu viel sind, betonte auch Coach Nuri Sahin, kurz nachdem der Guirassy-Deal in trockenen Tüchern war. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit vier Stürmern in die Saison gehen. Es sei denn, wir haben vier bis fünf Wettbewerbe, in denen wir spielen. Aber meines Wissens haben wir nur drei Wettbewerbe", so der 35-Jährige im Gespräch mit den "Ruhr Nachrichten". Sportchef Lars Ricken ergänzte während der Asienreise, es sei "womöglich nicht optimal, mit vier Stürmern in die Saison zu gehen".

Krux an der Sache: Wirklich heiße Gerüchte kursieren derzeit nur um Füllkrug, der sowohl bei der AC Mailand als auch bei Atlético Madrid hoch im Kurs stehen soll - ausgerechnet den 31-Jährigen will der BVB aber wohl am liebsten halten. Auch Ricken ließ deutlich durchblicken, dass er sich erhofft, Guirassy und Füllkrug würden sich im Duell um einen Stammplatz gegenseitig zu Top-Leistungen antreiben. In Stuttgart hat Guirassy zudem an der Seite von Deniz Undav bewiesen, dass er sich auch mit einem Nebenmann an seiner Seite wohlfühlt. 

Ein Modell, dass ins taktische Repertoire der Dortmunder Einzug erhalten könnte, zumal Füllkrug und auch Haller durchaus dafür bekannt sind, auch den vorletzten Pass im Fuß zu haben.

Wenig Interesse an vermeintlichen Top-Streichkandidaten des BVB

Doch selbst wenn Sahin sein Team von Zeit zu Zeit mit einer Doppelspitze ins Feld führen will, sind vier Stoßstürmer mit dem Anspruch, sehr regelmäßig zu spielen, schlicht zu viel. Zumal Donyell Malen und Karim Adeyemi ebenfalls problemlos von den Flügeln in die Mitte rücken könnten, sollte die Personaldecke doch dünn werden.

Der logische Schritt liegt daher eigentlich auf der Hand: Haller, mit einem Jahressalär von kolportierten zehn Millionen Euro auch noch ein absoluter Großverdiener, dürfte Streichkandidat Nummer eins sein. Außer Besiktas aus Istanbul, dem mexikanischen Klub FC Juarez und dem FC Sevilla in Spanien spuckt die Gerüchteküche allerdings wenig über den Ivorer aus. Wirklich eilig dürfte es der 30-Jährige angesichts seines vermeintlich gut dotierten Vertrags bis Sommer 2026 zudem nicht haben.

Und Moukoko? Das "Wunderkind", das rund vier Jahre nach seinem Profidebüt auf den ganz großen Durchbruch wartet, soll "Sky" zufolge gehen dürfen, wenn ein Interessent mindestens 20 Millionen Euro in den Raum wirft. Grundsätzlich dürften einige Klubs ein Auge auf den zweimaligen deutschen Nationalspieler werfen, die vermeintliche Schmerzgrenze dürfte allerdings einige Vereine vom Markt drängen.

Wenig hilfreich dürfte übrigens sein, dass bei den beiden bisherigen Tests der Borussen (1:1 gegen Erzgebirge Aue und 0:4 gegen Pathum United) weder Moukoko noch Haller auch nur im Ansatz Eigenwerbung betreiben konnten.

Marc Affeldt