16.07.2024 18:35 Uhr

Vor diesem schwierigen Spagat steht Kompany bei Bayern

Für Vincent Kompany geht es am Mittwoch beim FC Bayern so richtig los
Für Vincent Kompany geht es am Mittwoch beim FC Bayern so richtig los

Der FC Bayern startet in dieser Woche unter der Regie des neuen Cheftrainers Vincent Kompany in die neue Saison. Vor dem Auftakt des Mannschaftstrainings am Mittwoch sind zahlreiche Kader-Fragen rund um den Rekordmeister längst nicht geklärt. sport.de gibt einen Überblick.

  • Rumpfkader zum Trainingsauftakt des FC Bayern

Wenn am Mittwochnachmittag beim Trainingsauftakt des FC Bayern endlich wieder der Ball an der Säbener Straße rollt, fehlt es noch am großen Glanz. Immerhin zehn Spieler der Münchner haben an der Europameisterschaft teilgenommen, mit Torjäger Harry Kane stand ein Bayern-Star sogar im EM-Finale. Mit dem Portugiesen Joao Palhinha hat der FC Bayern einen weiteren EM-Fahrer verpflichtet. Linksverteidiger Alphonso Davies stand mit Kanada noch am vergangenen Sonntag bei der Copa América in den USA auf dem Rasen.

Die Nationalspieler, dazu zählen auch die fünf DFB-Profis Manuel Neuer, Thomas Müller, Leroy Sané, Joshua Kimmich und Jamal Musiala sowie Dayot Upamecano, Kingsley Coman (beide Frankreich), Konrad Laimer (Österreich), Matthijs de Ligt (Niederlande) und Leih-Rückkehrer Josip Stanisic (Kroatien) erhalten jeweils rund drei Wochen Urlaub. Womöglich fällt die Ruhezeit nach individueller Absprache im Einzelfall auch etwas kürzer oder länger aus, hatte zuletzt der "kicker" berichtet.

Die EM-Fahrer verpassen somit die ersten Einheiten unter Vincent Kompany sowie das Trainingslager am Tegernsee (22. bis 24. Juli), wo zum Abschluss ein Testspiel gegen den ortsansässigen FC Rottach-Egern ansteht. Auch der Kick beim Regionalligisten 1. FC Düren (28.07.) findet ohne Neuer, Musiala und Co. statt - eine große Chance für die Daheimgebliebenen um Leon Goretzka oder Neuzugänge wie Hiroki Ito (VfB Stuttgart).

Bis zum Start der Asien-Reise (31.07. bis 05.08.) des FC Bayern sollte der Kader mit Ausnahme von Kane und Davies wieder komplett sein. In Südkorea trifft der FC Bayern auf Tottenham Hotspur (03.08.), eine Woche später (10.08.) spielt die Kompany-Auswahl in London erneut gegen die Engländer. Das erste Pflichtspiel steigt am 16. August im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm 1846.

  • Die Situation der Neuzugänge beim FC Bayern

Der FC Bayern hat frühzeitig drei Neuzugänge verpflichtet - und dafür allein an Fixbeträgen über 120 Millionen Euro ausgegeben. Verteidiger Hiroki Ito kommt vom VfB Stuttgart und kann gleich zum Trainingsauftakt Eigenwerbung betreiben, Sechser Joao Palhinha wurde mit einem Jahr Verspätung vom FC Fulham geholt und beginnt seine Bayern-Karriere mit dem wohlverdienten EM-Urlaub. Und Rechtsaußen Michael Olise? Der Flügelstürmer kämpft vorerst bei den Olympischen Spielen von Paris um die Medaillen.

Der Franzose steht, anders als der ebenfalls zuvor nominierte Mathys Tel, nämlich im endgültigen Olympia-Kader von Trainer Thierry Henry. Ehe Olise beim FC Bayern auf Torejagd gehen kann, vergehen somit mehrere Wochen: Das angepeilte Finale im Prinzenpark findet erst am 9. August statt.

Olise ist derweil nicht der einzige Bayern-Profi, der in Paris auf dem Feld steht. Auch Ersatztorhüter Daniel Peretz (Israel) nimmt an den Olympischen Spielen teil.

  • Der Kader des FC Bayern quillt über

Drei Neuzugänge sowie die Leih-Rückkehrer Josip Stanisic (Bayer Leverkusen), Arijon Ibrahimovic (Frosinone Calcio) und Gabriel Vidovic (Dinamo Zagreb) sorgen spätestens nach der Rückkehr der Nationalspieler für einen auf allen Positionen voll- bzw. überbesetzten Bayern-Kader. Gerade in der Innenverteidigung wird den Tabellendritten der Vorsaison sicher noch ein Spieler verlassen.

Zuletzt verdichteten sich die Zeichen, dass der FC Bayern ausgerechnet Matthijs de Ligt ziehen lässt. Der Niederländer zählte in der Rückrunde neben Eric Dier zum absoluten Stammpersonal, nun wird er von Manchester United umworben. Sollten Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund sogar noch Double-Sieger Jonathan Tah von Bayer Leverkusen verpflichten, dürfte die Luft wohl auch für Dayot Upamecano oder Minjae Kim dünner werden. Um beide gab es zuletzt ebenfalls Abschiedsgerüchte.

Unterdessen bestätigte Freund im Zuge der offiziellen Vorstellung von Neuzugang und Herausforderer Ito, dass die Tür für Linksverteidiger Davies "sicher nicht zu" sei - trotz der fehlenden Einigung im seit Monaten schwelenden Vertragspoker.

Als Abschiedskandidat gilt derweil Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui - vor allem, wenn Joshua Kimmich unter Vincent Kompany auf dieser Position eingeplant ist. Mit Josip Stanisic und Sacha Boey gibt es bereits zwei weitere Alternativen im Kader. 

Die (verspätete) Ankunft von Olise könnte derweil dazu führen, dass Kingsley Coman oder Serge Gnabry den FC Bayern noch verlassen. Die Tendenz bei Leroy Sané geht trotz dessen nur noch bis 2025 gültigen Vertrags eher in Richtung Verbleib, wenngleich auch der DFB-Profi nicht unverkäuflich zu sein scheint. Fraglich nicht zuletzt, wie es mit Leon Goretzka weitergeht, der sich aufgrund des Palhinha-Deals neuer Konkurrenz ausgesetzt sieht und sich nach einer schwachen letzten Saison erst wieder beweisen muss.

Freund blieb zu den zahlreichen Gerüchten derweil vage: "Wir können nichts ausschließen, auch nicht, dass uns noch Spieler verlassen werden. Es gibt keinen neuen Stand, auch wenn im Moment viel spekuliert wird." Eberl hob zuletzt hervor, es gebe "keine Streichlisten", ergänzte jedoch, dass es einige Spieler "künftig schwerer haben könnten".

  • Alle Augen auf Vincent Kompany gerichtet

Mit der Verpflichtung von Vincent Kompany hatte der FC Bayern eine monatelange Posse schließlich doch noch beenden können, nachdem zahlreiche Trainer zuvor abgesagt hatten. Als Spieler hat der Belgier Weltklasse verkörpert, als Trainer ist er allerdings noch recht unerfahren. Mit dem FC Burnley stieg er nach dem Aufstieg in die Premier League direkt wieder ab, an der Säbener Straße ist die Erwartungshaltung per se eine ganz andere.

Bei seiner offiziellen Vorstellung Ende Mai hat sich der 38-Jährige allerdings extrem selbstbewusst gezeigt. "Druck von außen hat mich noch nie beeindruckt. Ich respektiere, dass Leute eine Meinung haben. Was ich kontrollieren kann, sind meine Arbeit und meine Spieler. Wenn wir die Besten sind, wird uns die Außenwelt folgen. Die Frage des Drucks wirst du mich vielleicht noch 10.000 Mal fragen, aber die Antwort wird die gleiche bleiben. Es ist nicht Teil meines Lebens", gab sich Kompany überzeugt.

Interessant wird auch zu sehen sein, wie das neu zusammengestellte Trainerteam harmonieren wird. Als Co-Trainer werden Aaron Danks, René Marić und Floribert N'Galula unterstützend zur Seite stehen. Bram Geers als Athletiktrainer und Rodyse Munienge als Assistent im organisatorischen Bereich vervollständigen den Betreuerstab des Belgiers.

Gerrit Kleiböhmer