16.07.2024 09:03 Uhr

De Ligt? Kimmich? Matthäus kritisiert Bayerns Personalpläne

Lothar Matthäus (r.) und Thomas Tuchel waren in der letzten Saison nicht immer einer Meinung
Lothar Matthäus (r.) und Thomas Tuchel waren in der letzten Saison nicht immer einer Meinung

Matthijs de Ligt steht übereinstimmenden Medienberichten zufolge dicht vor seinem Abschied vom FC Bayern. Er soll sich auf dem Sprung zu Manchester United in die englische Premier League befinden. Für den langjährigen Bayern-Star Lothar Matthäus begehen die Münchner damit einen großen Transferfehler.

Der deutsche Rekordnationalspieler sieht die Verantwortung für die wechselhaften Leistungen des Innenverteidigers sowie mehrerer weiterer Stammkräfte beim FC Bayern zuletzt auch beim ausgeschiedenen Cheftrainer Thomas Tuchel.

"Es sind ja viele Spieler verunsichert worden, die eigentlich eine große Persönlichkeit haben, Leistungsträger in ihren Mannschaften waren und überragende Spiele gemacht haben. Es ist viel Verunsicherung in den Verein hineingekommen, auch durch die Aussagen von Thomas Tuchel. Er hat Leon Goretzka vor der letzten Saison ganz sicher nicht gestärkt, er hat Joshua Kimmich, Dayot Upamecano oder Matthijs de Ligt nicht gestärkt", nannte Matthäus im exklusiven Gespräch mit sport.de gleich mehrere Personalien, bei denen sich Ex-Coach Tuchel seiner Ansicht nach nicht als guter Kommunikator gezeigt habe.

Vor allem der bevorstehende Abgang von Abwehrspieler Matthijs de Ligt sorgt bei Matthäus für Kopfschütteln. Auch die anhaltenden Wechselgerüchte um Joshua Kimmich kann der Weltmeister-Kapitän von 1990 nicht nachvollziehen.

"Für mich ist Matthijs de Ligt einer, der das Bayern-München-Gen hat. Auch Joshua Kimmich ist für mich einer, bei dem ich eigentlich keine neue Nummer sechs brauche, wenn ich ihn habe. Aber das sind nun mal Entscheidungen des Vereins und des Spielers. Jeder denkt ein bisschen anders. Ich bin der Meinung, dass Matthijs de Ligt und Joshua Kimmich dieses Bayern-München-Gen haben, das man in den letzten Jahren bei einigen Spielern, die man verpflichtet hat, nicht gespürt hat."

Bei beiden Personalien sieht Matthäus den ehemaligen FCB-Cheftrainer Thomas Tuchel in der Verantwortung: "Er hat viele Spieler im Ungewissen gelassen. Joshua Kimmich war jahrelang ein überragender Spieler auf der Sechs bei Bayern München, hat über viele Jahre Leaderqualitäten mit einem guten Charakter und guter Persönlichkeit gezeigt und ist vorangegangen. Solche Spieler hätte ich als Trainer mehr geschützt!"

Matthäus über Tuchel-Zeit: "Im Endeffekt war er nicht erfolgreich"

Über die Tuchel-Zeit, die im Mai mit der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren für den deutschen Rekordmeister endete, meinte Matthäus weiter: "Jeder Trainer hat seine eigene Herangehensweise. Man muss die Herangehensweise von Thomas Tuchel auch akzeptieren, aber er hat dem einen oder anderen Spieler sicherlich keinen Gefallen getan, indem er sie ersetzen wollte oder sie für sein System nicht seinen Vorstellungen entsprachen."

Der ehemalige Weltfußballer Matthäus hatte mit Thomas Tuchel im letzten Jahr gleich mehrere Meinungsverschiedenheiten, die bisweilen über die Medien platziert und diskutiert wurden.

"Wenn er meint, er braucht für seinen Fußball andere Spielertypen, ist das ja für mich vollkommen verständlich. Aber man darf als Journalist ja eine andere Meinung haben", blickte Matthäus auf das letzte Bundesliga-Jahr und seine Experten-Tätigkeit im Fernsehen zurück.

"Kompany bringt große Persönlichkeit mit nach München"

"Wenn Thomas Tuchel sagt, er spielt attraktiv und erfolgreich: Für mich hat attraktiver Fußball anders auszusehen! Im Endeffekt war er ja auch nicht erfolgreich - und schön war er auch nicht, für mich nicht! Genauso wie der englische und französische Fußball bei der EM für mich nicht schön waren mit der vorhandenen Qualität. Da war der georgische Fußball für mich schon besser, weil die Georgier aus ihren vorhandenen Möglichkeiten alles herausgeholt haben", fügte er hinzu.

Als umso spannender bewertete Matthäus, der selbst sieben deutsche Meisterschaften mit dem FC Bayern gewann, nun die Personalie Vincent Kompany, der in dieser Woche die Saisonvorbereitung als neuer Cheftrainer in München offiziell eröffnet hat.

"Er bringt eine große Persönlichkeit mit nach München. Das hat er schon bei seinen früheren Vereinen gezeigt. Er hat als Spieler unter Pep Guardiola eine wichtige Rolle gespielt, aus dieser Zeit konnte er sicher eine ganze Menge mitnehmen. Er hat eine klare Ansprache, spricht die deutsche Sprache und hat selbst sehr viele Jahre auf höchstem Niveau gespielt. Er kennt sich auf jeden Fall aus und kann das den Spielern dann auch vermitteln", so Matthäus gegenüber sport.de.

Mats-Yannick Roth