Bellingham-Werbesport eckte bei Kane und Co. an
Sieben Spiele, zwei Tore, eine Vorlage: Die EM-Bilanz von England-Star Jude Bellingham kann sich eigentlich sehen lassen, nach der knappen Final-Niederlage der Three Lions gegen Spanien (1:2) sorgt ein Bericht allerdings plötzlich dafür, dass die Rolle des 21-Jährigen im Team hinterfragt werden muss.
Beim englischen Würgesieg gegen Serbien zum EM-Auftakt (1:0) war Bellingham nicht nur Torschütze des einzigen Tores, sondern schlicht der Spieler des Spiels. Eine Rolle, die für Lobeshymnen sorgte, die dem Überflieger von Real Madrid allerdings auch von Beginn an zugedacht war.
Es folgten schwächere Partien und deutliche Kritik, ehe Bellingham im Achtelfinale gegen die Slowakei mit einem Last-Minute-Fallrückzieher das frühe Aus der englischen Mitfavoriten verhinderte. Im Finale bereitete der Mittelfeldspieler zudem das zwischenzeitliche 1:1 vor - vor allem innerhalb der Mannschaft hat der Superstar aber wohl nicht das leichteste Standing.
Zwar wurde Bellingham, "der Alphamännchen-Energie ausstrahlte" im Vorfeld der EM laut "The Athletic" in den Führungskreis der Engländer um Kapitän Harry Kane und Co. beordert, die Verbindungen zum Rest der Gruppe beschränkten sich demnach allerdings in erster Linie auf Bellinghams guten Freund Trent Alexander-Arnold. Schließlich schlug der Rechtsfuß einen anderen Weg ein als das Gros seiner Kollegen, entschied sich einst für einen Wechsel zum BVB anstatt sein Glück in der Premier League zu versuchen und stieg so schnell auf, dass er nicht sehr viel Zeit in den U-Teams verbrachte, begründet "The Athletic".
Werbespot kommt bei den Fans gut an - aber nicht im Team
Umso mehr soll ein Werbespot für Verwunderung gesorgt haben, den der Sportartikelhersteller Adidas im Vorfeld des Finales veröffentlichte.
In diesem wurden Szenen der englischen Nationalmannschaftsgeschichte gezeigt, in denen das Team schmerzhafte Niederlagen bei Großereignissen erfuhr, unterlegt mit dem Beatles-Song "Hey Jude". Im Verlauf des Spots wird Bellingham zum Erlöser der Auswahl stilisiert. Ein Umstand, der zwar bei den Fans gut ankam, im Team jedoch weniger. "Einige im Lager", so "The Athletic" hätten darin einen Widerspruch zum von Southgates eingeforderten Kollektivgedanken gesehen.
Übrigens: Auch in Deutschland stieß Bellinghams Verhalten während des Turniers nicht nur auf Gegenliebe: "Er ist natürlich ein herausragender Spieler, er muss nur aufpassen, dass er nicht anfängt, Allüren zu bekommen in ganz jungem Alter. Was ich ganz schlimm finde, ist, wenn man vor eigenen Mitspielern abwinkt. Er hatte so ein paar Gesten drin, auch schon in den letzten Spielen", monierte zum Beispiel "ZDF"-Experte Christoph Kramer nach dem knappen Sieg der Engländer gegen die Slowakei.