Harsche EM-Kritik: "Das will doch wirklich niemand"
Die Fußball-Europameisteschaft in Deutschland wartet mit einer neuen Regel auf, die auf und abseits des Platzes bereits große Zustimmung erhielt: Beim EM-Turnier ist es während der Partie lediglich den jeweiligen Mannschaftskapitänen gestattet, in den verbalen Austausch mit den Schiedsrichtern zu treten. Diese Neuerung führte bislang zu deutlich weniger Gemeckere und Reklamieren, hat laut Ex-Nationalspieler Andreas Möller aber auch seine Schattenseiten.
Eine Konsequenz der neuen Durchgreif-Regel der Schiedsrichter ist nämlich auch, dass es zu einem deutlichen Anstieg an Gelben Karten gekommen ist. Und das in Spielen, die per se gar nicht überhart oder unfair geführt wurden.
Der ehemalige Welt- und Europameister Andreas Möller warnte in seiner "kicker"-Kolumne davor, die Emotionen nicht zu sehr aus dem Fußball verbannen zu wollen.
"Gelb wird viel zu schnell gezeigt, dieses überbordende Maßregeln und Sanktionieren bei den überwiegend fair und respektvoll verlaufenden Spielen stört gewaltig", ärgerte sich Möller über die knapp 170 Gelben Karten, die im Laufe der EM in Deutschland bereits gezeigt wurden.
Möller führte das Achtelfinale der DFB-Elf gegen Dänemark an (2:0), als unter anderem die beiden Nationaltrainer Julian Nagelsmann und Kasper Hjulmand für vergleichsweise harmloses Reklamieren die Gelbe Karte sahen.
Möller will den richtigen Mittelweg
"Wollen wir denn überhaupt keine Emotionen mehr sehen? Gerade in einem Spiel, dessen Ausgang mit geprägt worden ist durch Millimeter-Entscheidungen nach Eingreifen des VAR. Darf nicht mehr geblockt werden, wie vor dem vermeintlichen 1:0 durch den Kopfball von Nils Schlotterbeck von Joshua Kimmich im Duell mit Skov Olsen? Fußball ganz ohne Emotionen und Körpereinsatz will doch wirklich niemand", schrieb der ehemalige Mittelfeld-Star von Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04.
Grundsätzlich befürworte es der 56-Jährige zwar, dass es bei der EM zu deutlich weniger Diskussionen mit den Unparteiischen sowie Rudelbildungen käme. Es müsse aber das richtige Maß gefunden werden, appellierte Möller.