20.06.2024 09:28 Uhr

Ungarn deckt auch deutsche Schwächen auf

Zweiter Sieg für die deutsche Nationalmannschaft bei der EM
Zweiter Sieg für die deutsche Nationalmannschaft bei der EM

Zwei Siege, sieben Tore und die vorzeitige Qualifikation fürs Achtelfinale der Fußball-EM im eigenen Land: Nach dem 2:0 gegen Ungarn herrscht weitgehend Zufriedenheit rund um die Nationalmannschaft, die jedoch auch erste Schwächen zeigte. sport.de blickt auf die wichtigsten Erkenntnisse der Partie.

Der Kapitän geht voran

Gegen unangenehme Ungarn, die der deutschen Nationalelf einiges abverlangten, war Kapitän Ilkay Gündogan mit dem Assist zum 1:0 und dem Tor zum 2:0 der entscheidende Mann in der Offensive. Der 33-Jährige traf erstmals bei einer EM, nachdem der 2022 in Katar bereits einen ersten WM-Treffer erzielen konnte.

Der Wert des gebürtigen Gelsenkircheners, der auf und außerhalb des Platzes eher durch stille Töne auffällt, zeigte sich speziell beim 1:0, als er erst clever im Zweikampf mit Ungarns Willi Orban agierte und dann die Übersicht besaß, Jamal Musiala den Ball zuzuspitzeln.

Jamal Musiala macht die Musik

Musiala war wie schon gegen Schottland ein ständiger Unruheherd und als erster Spieler der EM erzielte er zwei Tore im Turnierverlauf. Beeindruckend ist weiterhin die Dynamik and Spielfreude des 21-Jährigen, der im Turnier die meisten Zweikämpfe für die DFB-Auswahl bestritt (25) und bemerkenswerte 64 Prozent davon gewann. Keiner seiner Mitspieler mit mehr als vier Duellen kommt auf eine solch gute Quote.

Standards könnten ein Problem werden

Nachdem das deutsche Team gegen Schottland auch deshalb defensiv so ungefährdet war, weil die Bravehearts keine einzige Ecke herausholten, sah das gegen die bei Standards starken Ungarn anders aus.

Sieben Ecken hatten die Magyaren und mehrere Freistöße, die Gefahr brachten. Exemplarisch dafür war die Situation kurz vor der Pause, als Roland Sallai nach einem Freistoß traf, aber knapp im Abseits stand. 

Umgekehrt hatte Julian Nagelsmanns Elf im bisherigen Turnier schon 16 Ecken und zahlreiche Freistoß-Situationen und blieb dabei weitgehend harmlos. Der einzige Treffer nach einem ruhenden Ball fiel vom Elfmeterpunkt aus.

Nur kleine Fragezeichen bei Manuel Neuer

Gegen offensiv nicht vorhandene Schotten war es Teamkollege Antonio Rüdiger, der Manuel Neuer überwand. Die deutsche Nummer eins konnte und musste davon abgesehen keinen einzigen Schuss parieren.

Gegen die Ungarn dauerte es dann nur 14 Sekunden, ehe der 38-Jährige mit riskantem Einsatz gegen Roland Sallai klären musste. Und speziell bei einem Freistoß von Dominik Szoboszlai in der 26. Minute zeigte er sein Ausnahmekönnen. Kurz vor Schluss geriet jedoch Wasser in den Wein, als Neuer der Ball unter Bedrängnis aus den Händen rutschte und ein Gegentor in höchster Not durch Joshua Kimmich verhindert wurde.

Neuers Paraden und der Einsatz seiner Vorderleute sorgten dafür, dass der deutschen Nationalmannschaft die erste Weiße Weste in einem Pflichtspiel seit November 2021 gelang (9:0 gegen Liechtenstein in der WM-Quali). Nach jenem Kantersieg hatte es in elf Pflichtspielen in Folge immer mindestens einen Gegentreffer gegeben.

Matthias Hofmann