06.06.2019 13:44 Uhr

BVB auf der Anklagebank: Ist Werbung für bwin illegal?

Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte ein Verfahren gegen Borussia Dortmund eingeleitet
Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte ein Verfahren gegen Borussia Dortmund eingeleitet

In Fußball-Deutschland wird mit Spannung nach Düsseldorf geschaut, denn dort erwartet den BVB ein Verfahren wegen eines Werbevertrags mit einem Wettanbieter. Die Bezirksregierung Düsseldorf will klären, ob die Werbung dafür illegal ist. Der Ausgang dürfte weitreichende Folgen haben.

Was genau ist Inhalt des Verfahrens: Der Bundesligaklub Borussia Dortmund hat einen Werbevertrag mit dem privaten Wettanbieter bwin. Dafür wirbt der BVB unter anderem auf seiner vereinseigenen Webseite sowie mit Bandenwerbung im Stadion. Die Bezirksregierung Düsseldorf prüft jetzt, ob diese Werbung illegal ist.

Warum: Der Anbieter bwin bietet neben Wetten auf Sportereignisse wie Fußball oder Tennis auch virtuelles Glücksspiel an, also beispielsweise Poker, Blackjack und Roulette. Während Sportwetten in Deutschland legal sind, ist virtuelle Glücksspiel laut deutschem Recht jedoch gar nicht erlaubt. Und deshalb könnte es der Fall sein, dass der BVB dafür auch keine Werbung machen darf.


Mehr dazu: Das bedeutet das behördliche Verfahren gegen den BVB


Allerdings ist die Gesetzeslage etwas unklar, da der deutsche Staat keine einheitliche und nachvollziehbare Linie fährt. So sieht sich die Bundesrepublik zwar als Beschützer der Bürgerinnen und Bürger und möchte diese vor Spielsucht bewahren, weshalb Online-Casinos eigentlich verboten sind. Andererseits möchte er sich die Steuereinnahmen auch nicht entgehen lassen, weshalb Online-Casinos faktisch geduldet werden.

Laut EU-Recht sind Online-Casinos vollkommen legal

Das heißt: Wäre bwin ausschließlich ein Sportwetten-Anbieter, so bestünden keinerlei Probleme mit der Partnerschaft. Da der Anbieter aber auch Online-Casinospiele im Programm hat, wird die Sache kniffliger. Doch es wird noch komplizierter: Der Anbieter beruft sich auf seine EU-Lizenz aus Gibraltar, die es ihm eigentlich erlaubt, in ganz Europa Sportwetten und Online-Casinospiele anzubieten, also auch in Deutschland. Laut europäischem Recht sind Online-Casinos nämlich vollkommen legal.

Sicher ist auch: Europäisches Recht gilt vor nationalem Recht. Das heißt: Eventuell sind Online-Casinos gar nicht verboten. Der Wettanbieter bwin ist genau davon überzeugt. Der Anbieter glaubt, dass das deutsche Recht dem europäischen Recht widerspreche. Betont gelassen gibt sich der Wettanbieter deshalb. Man mache sich keine großen Sorgen. Die Experten des Vergleichsportal casino24.org sind derselben Meinung wie der Wettanbieter. "Eigentlich gibt es daran gar nichts zu rütteln. Online-Casinos sind nach europäischem Recht erlaubt. Und dieses Recht steht über dem deutschen." In einem ersten Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig dieser Ansicht allerdings widersprochen.

BVB äußerte sich gegenüber der "SZ"

Der Fußballkub aus Dortmund hat sich zu dem Verfahren ebenfalls bereits geäußert und zeigt sich auf dem Nachrichtenportal der "Süddeutschen Zeitung" unbeeindruckt. Man werbe "ausschließlich für die Online-Seite von bwin", nicht aber für Online-Casinos, heißt es da.

Doch nicht nur der BVB ist davon betroffen, nahezu alle Bundesliga- und Zweitligaklubs haben Werbeverträge mit solchen Wettanbietern. Sämtliche 20 Vereine aus der 3. Liga sind überdies Werbepartner von bwin. Der FC Bayern und Hamburg arbeiten mit Tipico zusammen, Werder Bremen, Hannover 96 und Düsseldorf haben einen Werbevertrag mit Betway. bwin pflegt außerdem eine Partnerschaft mit dem DFB, mit der Nationalelf sowie einigen weiteren Vereinen aus Europa, darunter Atlético Madrid und Inter Mailand. Das Urteil wird mit Spannung erwartet und dürfte Signalcharakter haben — und im Falle einer Entscheidung gegen den BVB noch weitere Anklagen nach sich ziehen.

Es bleibt festzuhalten: Die Entscheidung vom Bezirksgericht Düsseldorf dürfte für großes Aufsehen sorgen und könnte im deutschen Profifußball dazu führen, dass sich einiges ändern wird. Wann genau das Verfahren abgeschlossen sein wird, steht allerdings noch nicht fest.