BVB: Ex-Physio plaudert aus dem Nähkästchen

Nach 23 Jahren bei Borussia Dortmund beendete Peter Kuhnt im Sommer seine Zeit als Physiotherapeut bei den Schwarzgelben. Rückblickend spricht er über einen besonderen Trainer, einen kuriosen Platzverweis und sein Abschiedsgeschenk.
Bereits 1993 zog es Kuhnt nach Stationen in Fürth und Nürnberg ins Ruhrgebiet. Zur Borussia kam er auf Empfehlung von Stefan Reuter. "Er meinte, der BVB suche jemanden auf dieser Position und schließlich hat er mich in Dortmund vorgeschlagen", beschrieb der 55-Jährige die Zeit vor seinem Wechsel zum BVB im Interview mit "Spox".
Über die Jahre hat der Heilhelfer mit vielen unterschiedlichen Trainertypen zusammengearbeitet. Mit Thomas Tuchel habe es ihm besonders viel Spaß gemacht. "Ich habe selten einen Trainer erlebt, der so akribisch denkt und auch mit einem solchen Zeitaufwand arbeitet", schilderte der Forchheimer. Das Verhältnis sei sehr harmonisch und die Arbeit auf hohem, wissenschaftlichem Niveau gewesen.
Besondere Erinnerung an den Anschlag
Der Physiotherapeut beschreibt sich selbst als "ruhigen, besonnenen Typ, der nicht viel spricht". Nur einmal sei ihm richtig eine Sicherung durchgebrannt: "Das war ein Spiel 1998 in Wolfsburg. Stephane Chapuisat wurde an der Außenlinie gefoult. Schiedsrichter Georg Dardenne hat nicht gleich gepfiffen, also habe ich mir den Linienrichter gepackt. Dardenne zeigte mir daraufhin Rot, ich musste sogar das Stadion verlassen", erzählte Kuhnt.
Ebenso berichtete der Physio von einer anderen schwierige Episode während seiner Dortmunder Zeit: den Anschlag auf den Mannschaftsbus im April 2017. "Es war eine lähmende Atmosphäre. Wir glaubten, es sei ein ISIS-Anschlag. Dann wären wir aber wohl nicht mehr dagewesen", erinnert sich der 55-Jährige.
Kuhnt zeigte sich erleichtert, dass der BVB mit dem Schrecken davonkam: "Im Nachhinein hatten wir einfach riesiges Glück." Trotzdem sei er auch mit einigem Abstand zu den Ereignissen sehr ungern in den Bus gestiegen.
Spezielles Standing in der Mannschaft
Bei den Borussia-Profis war Kuhnt äußerst beliebt. Das zeigte seine Verabschiedung am letzten Spieltag der vergangenen Saison.
Er selbst wollte leise und ohne große Verabschiedung gehen, doch der Sportliche Leiter Michael Zorc widersprach. Nach dem Abpfiff ließen ihn die Spieler vor der Südtribüne hochleben. "Da ist mir erstmals richtig bewusst geworden, was ich eigentlich für einen Stellenwert hatte", erzählte Kuhnt.
Die Mannschaft habe ihm zum Abschied ein Video mit vielen Danksagungen aktueller und ehemaliger Spieler geschenkt. "Das ist übrigens unser Heul-Video, wenn ich mir das mit meiner Frau anschaue", lachte der Pysiotherapeut.
Der Entschluss, seine Laufbahn im Profi-Sport zu beenden, stand schon vor dem Saisonende fest. Kuhnt wollte bis 55 arbeiten, das sei dann der Fall gewesen. Ein gesundheitlicher Tiefpunkt als ein Tumor im Auge festgestellt wurde, half ihm bei dieser Entscheidung. Zudem habe er jetzt mehr Zeit für seine Hobbys und seine Familie.