Shaqiri: "Kraftwürfel" mit Ecken und Kanten

Für Bayern-Coach Pep Guardiola ist er der "Gott der Schweiz". Xherdan Shaqiri wird eine große Zukunft prophezeit, doch bei der WM bekam der kleine Dribbelkönig erstmals Gegenwind zu spüren.
Auch ein Pep Guardiola kann sich mal irren. Es ist noch gar nicht so lange her, da beschrieb der charismatische Coach des Doublesiegers Bayern München seinen Rohdiamanten Xherdan Shaqiri folgendermaßen: "Er ist ein großes Talent, und er ist ein Gott in seinem Land."
In den WM-Tagen von Brasilien herrschte aber erst einmal Götterdämmerung. Shaqiri stand nach den ersten beiden Gruppenspielen der Schweizer Nationalmannschaft mit einem Sieg und einer Niederlage wie kaum ein anderer seiner Mitspieler am Pranger.
Krise bei Shaqiri?
Kaum effektive Aktionen auf dem rechten Flügel, wenig Spielfreude - dazu das ewige Lamentieren: Die eidgenössischen Medien schrieben bereits von einer ernsthaften "Schaffenskrise" des 22-Jährigen mit kosovarischen Wurzeln, den sie einst "Alpen-Messi" und "Zauberzwerg" tauften.
Shaqiri jedenfalls fühlt sich am Zuckerhut ungerecht behandelt. "Was mich stört, ist, dass ich viel härter kritisiert werde", sagte der Mittelfeldflitzer und sehnte sich nach mehr Objktiviät: "Es hängt nicht alles an mir. Ich kann nicht von hinten bis vorne dribbeln. Wir sind die kleine Schweiz, nicht Brasilien."
Die scharfen Töne aus der Heimat beweisen aber auch, wie groß die Erwartungen und Hoffnungen sind, die der nur 1,69 Meter große Shaqiri zu schultern hat.
Wie eine "beleidigte Diva"
Besonders hart ging der frühere Nationalspieler Rudolf Elsener mit dem "Kraftwürfel" ins Gericht. Shaqiri spiele die "beleidigte Diva". Er sollte sich spätestens nach seinen schwachen Leistungen bei der WM mal fragen, "weshalb er bei den Bayern nicht zum Stamm gehört", lästerte der 61-jährige Elsener.
Da passt es irgendwie ins Bild, dass im Niederländer Arjen Robben ausgerechnet Shaqiris Hauptkonkurrent bei den Müchnern der bislang überragende WM-Spieler ist. Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, er würde trotz eines Vertrages bis 2016 mit einem Wechsel zu Arsenal London oder zum FC Liverpool liebäugeln.
Tatsächlich liegt hinter dem Schweizer eine eher mäßige Runde. In der Bundesliga kam der quirlige Dribbler in der abgelaufenen Saison lediglich in 17 Spielen um Einsatz - traf allerdings sechsmal. Im Jahr davor waren es noch 26 Partien (vier Tore).
"Er ist ein Geschenk für diesen Verein"
Die reduzierten Einsatzzeiten sind allerdings auch damit zu begründen, dass Shaqiri innerhalb eines halben Jahres gleich dreimal an Muskelblessuren im Oberschenkel laborierte. Es war das erste Mal in seiner Karriere, dass der in Gjilan/Kosovo geborene und mit zwei Jahren in die Schweiz geflohene Profi ernsthaft verletzt war.
Guradiola jedenfalls rechnet nach der WM wieder mit einem vor Inspiration sprühenden Shaqiri. "Er ist ein junger Spieler, ein Geschenk für diesen Verein. Ich habe viel Vertrauen zu ihm", bekräftigte der Spanier. Der "Gott der Schweiz" wird sich beweisen müssen.
sid