Jetzt ist klar, was Jürgen Klopp als nächstes macht
Jürgen Klopp trägt gerne Mütze - keine Schiebermütze wie einst Helmut Schön als Bundestrainer, sondern Baseballmütze. Solche Caps sollte der DFB alsbald gehäuft produzieren lassen. Denn dass Klopp in wenigen Monaten der neue "Mann mit der Mütze" wird, dürfte seit heute klar sein. Ein Kommentar.
Jürgen Klopp verlässt im Sommer den FC Liverpool und übernimmt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Teil eins dieser Schlagzeile ist seit Freitag-Vormittag Realität, Teil zwei so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Seit Jahren ist Klopp der Traum-Bundestrainer - in seltener Eintracht wünschen sich sowohl Fans als auch der kriselnde DFB den Schwaben als Euphorie-Maschine für die leblose Hülle Nationalelf.
Wer könnte das besser als Klopp? Keiner. Auch nicht Julian Nagelsmann. Der hat als Bundestrainer sowieso (womöglich in weiser Voraussicht) nur Vertrag bis zum Ende der Europameisterschaft. Dann ist der Weg für Klopp frei.
Jürgen Klopp hat, was Julian Nagelsman fehlt
Gewiss, Nagelsmann ist ein Fußball-Fachmann erster Güte. Ein akribischer, besessen arbeitender Perfektionist. Doch auch falls das DFB-Team bei der EM (unverhofft) überzeugt, fehlt ihm, was Fußball-Deutschland als Bundestrainer braucht, was es einfordert: die Gabe, Spieler, Verband und Fußball-Volk hinter sich zu vereinen und eine neue Attacke zu verordnen.
Wer, wenn nicht Menschenfänger Klopp kann der Deutschen einstmals liebstes Kind wieder Leben einhauchen? Zumal der schneeweiße Rudi "Nazionale" Völler nach der Euro endgültig Ciao sagt.
Zum Glück gibt es nur einen Jürgen Klopp.
Bisher war es der Meistercoach selbst, der den logischen Weg zum DFB versperrte. "Ich kann den Job gar nicht machen. Ich kann ja nicht den Liverpool-Besitzern sagen: 'Ich mache jetzt mal kurz Deutschland', sagte Klopp voriges Jahr im RTL-Interview nach der Entlassung von Hansi Flick. Er sei doch seinem englischen Herzensklub aus Liverpool "verpflichtet, den Spielern und der Stadt".
Jürgen Klopp will sich mit großem Hurra vom FC Liverpool verabschieden
Jetzt hat Klopp das emotionale rote Stoppschild abgeräumt, steigt vorzeitig aus seinem bis 2026 datierten Vertrag aus. Klopp merkte, dass seine Energie nachlässt, dass vielleicht auch seine Aura an Magie verliert. Ähnlich war es zum Ende seiner Zeit beim BVB.
In der laufenden Saison spielen Klopps Reds noch einmal groß auf. Im Ligapokal stehen sie im Finale, in der Premier League grüßen sie nach 21. Spieltagen von der Spitze.
Klopp will sich mit einem letzten, großen Hurra aus Liverpool verabschieden. Danach wird er Bundestrainer. Warum? Weil er es doch auch will! Obschon er angekündigt hat, nach Liverpool eine einjährige Auszeit zu nehmen. Klopp hat nie einen Hehl draus gemacht, dass die Bundestrainer-Rolle ein Traumjob für ihn wäre. Wahrscheinlich wäre der DFB aber sogar bereit, Klopp ein "Sabbatical" zu gönnen und bis zu seinem Amtsantritt eine Interimslösung zu akzeptieren (es gibt nur einen Rudi Völler).
Die Bürde, oberster Fußball-Lehrer der Republik zu sein, dürfte dem 56-Jährige als späte Herausforderung einer einzigartigen Trainerlaufbahn gefallen. Sie kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Die täglichen Strapazen auf dem Trainingsplatz sind dann passé, die Mühen eines englischen Teammanagers ebenso.
Stattdessen kann sich Klopp - wenn die Heim-EM endlich rum ist - eine schwarz-weiße Mütze aufsetzen und im Hintergrund an einem grundlegenden Neuaufbau der Nationalmannschaft werkeln.
"Kloppo"-Time. Selten war eine Bundestrainer-Kür so logisch. So einfach. Oder?
Martin Armbruster