Nagelsmann würde Wagner "gerne fest verpflichten"
Sandro Wagner gefällt in neuer Rolle: Der Assistent von Julian Nagelsmann überzeugt fachlich und als Typ.
Julian Nagelsmann hat ein Problem. "Eigentlich", sagte der Bundestrainer, sei es doch schade, dass sein Assistent Sandro Wagner in Zukunft irgendwann selbst "wieder Cheftrainer sein will - ich würde ihn gerne fest verpflichten." Denn Wagner hat sich unter dem neuen Chef in Rekordzeit zu einem wertvollen Zuarbeiter entwickelt, der für Nagelsmann schon jetzt nicht mehr wegzudenken ist.
"Sandro macht es sensationell gut, ich bin hochzufrieden mit ihm", sagte Nagelsmann während der USA-Reise, auf der er mit Wagner und seinem zweiten Assistenten Benjamin Glück debütierte. Dem früheren Lautsprecher Wagner kommt eine eher stille Rolle zu - obwohl er seinen Chef mit seinen Ansagen auf dem Platz leicht übertönt.
"Er hat eine sehr gute Struktur und nimmt mir alle Orga-Sachen ab", erläuterte Nagelsmann die Aufteilung. "Das mag sich vielleicht blöd anhören: Wann geht die Übung los, wer bekommt welche Leibchenfarbe - das frisst alles viel Zeit, wenn man es allein macht." Wagner hilft. Als Mann für alle Fälle. "Er übernimmt alles, was ein Cheftrainer macht - außer die Pressearbeit."
In der Öffentlichkeit hält sich Wagner zurück, zitieren lassen möchte er sich derzeit nicht zu seiner neuen Rolle. Dabei steht er seinem eloquenten, nur vier Monate älteren Boss auch in dieser Hinsicht eigentlich in nichts nach. Das Netz ist voll von Zitate-Sammlungen aus Wagners Zeit als streitbarer Profi und meinungsfreudiger TV-Experte. Große Klappe, nichts dahinter - so lautete damals das Urteil mancher Beobachter. Doch längst ist klar, dass da mehr ist als kesse Sprüche.
Sandro Wagner "ist sehr clever"
Wagner hat sich einen Namen als Fachmann gemacht - außerhalb, aber vor allem auf dem Rasen. Auf seiner ersten Trainerstation bei der SpVgg Unterhaching stieg er in die 3. Liga auf und empfahl sich für den Job als Assistent bei der U20 des DFB. Als er nach der Entlassung von Hansi Flick an der Seite von Rudi Völler und Hannes Wolf für ein Spiel bei der A-Mannschaft aushalf, heimste er viel Lob von den Spielern ein.
Seine Stärken? "Er hat eine super Mischung aus frechen Sprüchen in alle Richtungen, aber da ist auch immer etwas dahinter. Er ist sehr clever, sehr fleißig, hat eine sehr gute taktische Idee, eine sehr gute Ansprache", schwärmte Nagelsmann.
Das kann mal launig, mal kritisch-analytisch sein. "Er macht nicht auf Zampano, nur weil ihn einige noch als Gegen- oder Mitspieler kennen", erklärte Nagelsmann, "sondern findet einen guten Mittelweg zwischen einer gesunden Autorität, die du als Trainer brauchst, und einer gewissen Nahbarkeit."
Letzteres ist aus Sicht von Manfred Schwabl "ein ganz wichtiger Punkt", wie der Haching-Präsident der Funke Mediengruppe sagte, "weil Fußballer heutzutage oft nicht bodenständig, sondern überheblich rüberkommen". Wagner sei "sehr empathisch, macht keinen Unterschied zwischen dem Präsidenten und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle". Das komme an.
Schwabl, wie Wagner einst Profi beim FC Bayern und Nationalspieler, ist felsenfest davon überzeugt, dass sein früherer Angestellter "seinen Weg macht". Wagner habe "alle Chancen auf eine große Karriere" - wenngleich diese ihn mittelfristig wieder von Nagelsmann trennen könnte.