Wiese: Neuer-Vorzug war "abgekartetes Spiel"

Über kaum einen anderen Sportler wird in Deutschland wohl so kontrovers diskutiert. Kaum ein anderer polarisiert mit seinen Auftritten und Aussagen so sehr wie er es tut. An Tim Wiese, der am Donnerstag in der Olympia-Halle München sein Wrestling-Debüt gibt, scheiden sich regelmäßig die Geister. Arroganter Lautsprecher für die einen, ein Mann der klaren Worten für die anderen. Kurz vor seinem endgültigen Eintritt in den Ring spricht der ehemalige Nationalspieler über seinen ersten Kampf, kritisiert die Jung-Profis von heute und wirft einen kritischen Blick auf seine Zeit bei der Nationalmannschaft.
"Bei der WM 2010 hätte ich spielen müssen. Das haben mir die Jungs in der Mannschaft auch gesagt. Es war meine beste Zeit", sagte Wiese gegenüber der "Sport Bild". Für den 34-Jährigen war die Entscheidung pro Manuel Neuer "ein abgekartetes Spiel". "Man hat mich damals lange hingehalten, bis sich Oliver Bierhoff verplapperte. Daraufhin stellte ich ihn im Trainingslager in Südtirol zur Rede, aber er hat sich rausgeredet", lässt der Ex-Torwart kein gutes Haar am Manager der DFB-Elf.
Und auch sonst vermittelt der 1,93 Meter große Hüne nicht den Eindruck, als ob er das Fußball-Business vermissen würde. Viel lieber kritisiert er die heutige Spielergeneration, die man in seinen Augen nicht mehr mit der Seinigen vergleichen könne: "Jeder, der heutzutage dreimal den Ball geradeaus schießen kann, bekommt einen Vertrag in der Bundesliga, hält sich schon für Cristiano Ronaldo und wird von allen Seiten hofiert und chauffiert."
Keiner müsse mehr wirklich hart arbeiten, sich durchbeißen, um einen Profi-Vertrag zu erhalten. Das geht laut Wiese über das vielzitierte Tragen der Bälle hinaus." Wenn die etablierten Spieler wie Mario Basler oder Youri Djorkaeff was sagten, dann hast du das auch gemacht. Wenn nicht, hättest du was auf die Fresse gekriegt", nimmt der ehemalige FCK-Profi kein Blatt vor den Mund.
Wiese: "Was ist aus dem Torwart-Land Deutschland geworden?"
An seinen Qualitäten als Torhüter gibt es für den gebürtigen Bergisch-Gladbacher auch zwei Jahre nach seinem Karriereende keinen Grund zum Zweifel. "Mit meinem Talent wäre ich heute mit 17 Jahren Stammtorwart in der Bundesliga geworden", sagte Wiese. Mit fünf Kilo weniger und vier Wochen Training, sieht sich Wiese sogar unter "den Besten" Bundesliga-Torhütern. "Denn was ist aus dem Torwart-Land Deutschland geworden?", fragt der 113-Kilo-Mann provokativ. Die Hälfte aller Stammtorhüter seien mittlerweile Ausländer.
Ein Comeback schloss der einstige Werder-Schlussmann dennoch erneut aus: "Ich habe lang genug gespielt und mit dem Fußball abgeschlossen".
"Werde wie ein Tornado durch den Ring fegen"
Angesprochen auf sein Debüt am Donnerstag, bei dem er unter anderem mit den großen WWE-Stars Sheamus und Cesaro im Ring steht, äußerte sich Wiese nicht minder selbstbewusst. "Nervosität? Das Wort kenne ich nicht. Ich kenne nur meine Stärken", so der 34-Jährige. Eine Warnung an seine zukünftigen Kontrahenten hatte Wiese ebenfalls in petto: " Ich werde versuchen, das Match so schnell wie möglich zu beenden, und dann wieder nach Hause fahren. Denn ich werde wie ein Tornado durch den Ring fegen, das wird meinen Gegnern wehtun".
Am Donnerstag wird sich zeigen, ob Wiese nach diesen großen Worten auch Taten folgen lässt.