Ligen-Check: Adieu Tristesse?
Im internationalen Vergleich hinkt die französische Ligue 1 hinterher. Dafür entschädigen ein spannender Titelkampf und neu entdeckte Talente. Auch die Vorboten der EM sind schon zu spüren. In der Länderspielpause geht weltfussball auf einen Streifzug durch die Ligen Europas. Nächstes Ziel: die französische Ligue 1.
Der Kampf um den Titel...
...ist endlich wieder spannend. Weil die Millionentruppe aus Paris die Zügel oft schleifen lässt und nicht mehr im Vorbeigehen gewinnt. Nur 16 Siege gab aus den ersten 30 Spielen. Im letzten Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 22. Latente Lustlosigkeit ist dem Team vor allem auswärts anzumerken. Nur fünf von 15 Auswärtsspielen wurden gewonnen – zu wenig für einen Durchmarsch.
PSG dicht auf den Fersen sind die Teams aus Marseille und Lyon. Unter Marcelo "El Loco" Bielsa ist OM die offensivstärkste Elf der Liga. Trotz eines schwachen Starts in das Jahr 2015 (nur drei Siege aus elf Spielen) haben die Südfranzosen die zehnte Meisterschaft der Klubgeschichte noch im Blick.
Die Lyonnais liegen vor allem dank des herausragenden Sturmduos Lacazette/Fekir (zusammen 34 Saisontore) weiterhin gut im Rennen. Die abermalige Trendwende vom Serienmeister hin zur grauen Maus und zurück zur Spitzenmannschaft scheint unter Trainer Hubert Fournier vollzogen zu sein.
Das Rennen um Europa...
…ist wohl entschieden. Monaco und Saint-Étienne sind die stabilsten Verfolger des Spitzentrios und belegen nicht umsonst die Plätze vier und fünf. Die beiden Abwehrreihen sind schwerer zu bezwingen als der Mont Blanc und haben erst 21 bzw. 24 Gegentore zugelassen. 30 Mal (!) blieben beide in dieser Saison ohne Gegentreffer. Top-Werte, die das Tor nach Europa weit aufstoßen.
Die Suche nach neuen Talenten...
...war einmal mehr erfolgreich. Zwei potenzielle Nachfolger für Patrice Evra hat die Grande Nation in Layvin Kurzawa (22/Monaco) und Jordan Amavi (20/Nice) gefunden. Die beiden Linksverteidiger spielen eine bärenstarke Saison und werden eher früher als später bei einem großen Verein landen. Ein Weg, den auch Nabil Fekir (21/Lyon), Raphaël Guerreiro (21/Lorient), Nampalys Mendy (22/Nice) und Gianelli Imbula (22/Marseille) einschlagen dürften.
Zu den größten Entdeckungen der Saison zählt der 26-jährige Maxime Gonalons. Der defensive Mittelfeldspieler aus Lyon bietet das Rundum-sorglos-Paket, zeigt in dieser Spielzeit keine Schwächen und soll bereits einen Anruf von Arsène Wenger erhalten haben. Kostenpunkt für einen möglichen Transfer: 20 Millionen Euro.
Die allgemeine Lage der Liga...
...ist immer noch bedenklich. Im internationalen Vergleich spielt die Ligue 1 weiterhin die zweite Geige. In der aktuellen 5-Jahreswertung der UEFA belegt man nur Rang sechs. Große Stars folgen einzig dem lukrativen Lockruf aus Paris. Die Folge: mehr Magerkost als Champagnerfußball.
Mit nur 2,41 Toren pro Spiel steht die Liga im Vergleich zur Konkurrenz aus Deutschland (2,80), Spanien (2,57), Italien (2,56) und England (2,55) hinten an. Der Zuschauerschnitt (21.597) liegt zwar so hoch wie seit sieben Jahren nicht. Doch auch hier hat die Ligue 1 gegenüber der Bundesliga (42.937), Premier League (35.916) und Primera Divisíon (27.014) das Nachsehen. Besserung ist dank der EM in Sicht. Die Stadionumbauten in Marseille, Nizza und Lens sowie die Neubauten in Lyon und Bordeaux dürften die Zuschauerzahlen in den kommenden Jahren deutlich anheben.
Sicher nicht gelöst werden dadurch die finanziellen Probleme, deren Ausmaß ein Bericht der "L'Equipe" offenbarte. Auch das bittere Schicksal des vom Zwangsabstieg bedrohten RC Lens wirft kein gutes Licht auf das Land des EM-Gastgebers 2016. Von den möglichen Manipulationen in der Ligue 2 ganz zu schweigen.
Mehr dazu:
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>>Ibra schießt PSG mit Hattrick an die Spitze
Christian Schenzel
Der Fahrplan für den weltfussball-Ligen-Check:
24.03. Türkei: SüperLig
25.03. Niederlande: Eredivisie
26.03. Portugal: Primeira Liga
27.03. Russland: Premier Liga
28.03. Frankreich: Ligue 1
31.03. England: Premier League
01.04. Spanien: Primera División
02.04. Italien: Serie A