Teurer Neuer-Ausflug: Bayern verliert bei Aston Villa
Im achten Pflichtspiel unter Vincent Kompany kassiert der FC Bayern seine erste Niederlage.
Joshua Kimmich drosch nach der wilden Schlussphase wütend den Ball weg, im Villa Park ging derweil die Party ab: Durch einen Fehler von Manuel Neuer hat der FC Bayern seine erste Niederlage unter Vincent Kompany kassiert - und die erste seit sieben Jahren in einem Vorrundenspiel der Champions League.
Im achten Pflichtspiel mit ihrem neuen und bislang so hochgelobten Trainer unterlagen die Münchner 0:1 (0:0) bei Aston Villa.
"Wir haben nicht zu hundert Prozent unser Spiel umgesetzt, haben einen Tick zu viele Fehler gemacht", sagte Kimmich kurz nach dem Schlusspfiff bei "DAZN". Der Rekordmeister war vor allem in der zweiten Halbzeit dominant, konnte spielerisch aber nicht überzeugen und war vor dem Tor weitgehend ideenlos. "Nach vorne war nicht alles perfekt, aber wir hatte einige sehr gute Chancen, und die waren hundertprozentig.
Stellungsfehler von Neuer eiskalt bestraft
Das Tor des Abends aber gelang den Gastgebern. Jhon Duran (79.) nutzte bei einem Konter den Stellungsfehler von Neuer, der sich zu weit vor seinem Tor aufhielt, der zuvor gefoulte und humpelnde Konrad Laimer kam beim Pass auf den Torschützen nicht hinterher.
Zum ersten Mal mussten die Münchner für ihre Risikospiel unter Kompany teuer bezahlen. "Manu steht natürlich generell etwas hoch, wir profitieren sehr, sehr oft davon, dementsprechend machen wir ihm keinen Vorwurf.
In einer intensiven Partie riss damit auch eine beeindruckende Serie des deutschen Rekordmeisters von 41 Vorrundenspielen ohne Niederlage in der Königsklasse. So oder so: Im kommenden Auswärtsduell beim FC Barcelona mit dem früheren Münchner Sextuple-Coach Hansi Flick am 23. Oktober muss eine Steigerung her - wie auch im nächsten Bundesliga-Gipfel am Sonntag in Frankfurt.
Im stimmungsvollen Villa Park wurden die Bayern schmerzlichst mit ihrer ersten großen Finalpleite konfrontiert: Auf der Tribüne, auf der auch die Münchner Fans standen, prangte der TV-Kommentar zum Siegtor für den Klub aus Birmingham im Landesmeister-Endspiel 1982.
Bayern-Rausch erst einmal verflogen
Damals betrieben die Bayern Chancenwucher, diesmal begannen sie zumindest selbstbewusst. Kompany wich keinen Deut ab von seiner dominanten Hochrisiko-Spielweise. Allerdings verzichtete er zunächst auf Jamal Musiala. Der Zauberfuß, sagte Kompany, habe sich "nicht top gefühlt". Stürmerstar Harry Kane war nach seiner Knöchelblessur dabei, blieb aber wirkungslos.
Der Heimkehrer hatte vor den Augen von Villa-Edelfan Prinz William gleich die erste Bayern-Chance, stand bei seinem Kopfball aber im Abseits (6.). Es blieb für längere Zeit die einzige Gelegenheit, ins Münchner Spiel schlichen sich Ungenauigkeiten ein. Die Bälle gingen zu schnell verloren, im Pressing zeigten sich Mängel. Und vorne war nur noch wenig zu sehen von all der Herrlichkeit des berauschenden Auftaktsieges gegen Dinamo Zagreb (9:2).
Die Elf von Trainer Unai Emery, der die Bayern mit Villarreal 2022 aus der Königsklasse geworfen hatte, blieb dran und stets gefährlich. Die weit aufgerückte Bayern-Abwehr wackelte ein ums andere Mal. Mit Wiederbeginn kam Musiala für den schwachen Kingsley Coman. Dadurch erarbeiteten sich die Bayern ein deutlicheres Übergewicht, zwingend vor dem Tor aber waren Kane und Co. kaum.
Die Bayern bemühten sich um Ordnung, um konstruktiven Spielaufbau - vergeblich. Und so kam es, wie es irgendwann kommen musste: Ein Konter, ein Patzer von Neuer als letztem Mann. Der Rausch der ersten Wochen ist erst einmal verflogen.