Das Halbfinale das CAF Confederation Cup - dem afrikanischen Gegenstück zur Europa League - zwischen USM Alger aus Algerien und dem marokkanische Klub Renaissance Berkane wurde kurzfristig abgesagt. Ursächlich ist ein politischer Trikot-Streit.

Man stelle sich mal vor: Bayer Leverkusen spielt im Halbfinale der Europa League bei der AS Rom, das Stadion ist voll und das Spiel wird kurzfristig abgesagt, weil man mit dem Trikot der Gegner unzufrieden ist. Klingt unglaublich - und letztlich ist genau das in Nordafrika passiert.

Die Probleme begannen für den marokkanischen Verein Renaissance Berkane schon deutlich vor dem Anpfiff. Bei der Anreise nach Algerien am Freitag (19. April) wurde das Team laut "Reuters" mehrere Stunden am Flughafen festgehalten. Der Zoll beschlagnahmte die Ausrüstung der Mannschaft.

Der Grund ist wohl das Trikot von Berkane. Darauf ist nicht nur die international anerkannte Grenze Marokkos abgebildet, sondern auch das angrenzende Gebiet der Westsahara. Marokko erhebt darauf Anspruch, viele Länder erkennen diesen nicht an - so auch Deutschland.

Algerien betrachtet das Trikot von Berkane vor diesem Hintergrund als verbotene politische Aussage. Während die Spieler von USM Alger bereits auf dem Platz waren, blieb Berkane aus Protest in der Kabine. Das Spiel wurde abgesagt.

Entscheidung mit Beigeschmack: Verband wertet Spiel für Berkane

Brisant: Bisher durfte Berkane mit diesem Trikot auflaufen. Afrikas Fußball-Verband CAF bestätigte laut "Reuters", dass Berkane das Trikot auch beim Halbfinale in Algerien hätte tragen dürfen.

Die Konsequenzen des Vorfalls standen zuerst nicht fest. Die CAF teilte lediglich mit, dass "die Angelegenheit an die zuständigen Stellen verwiesen" werde. Inzwischen wertete der Verband das Spiel mit 3:0 für Berkane.

Doch auch diese Entscheidung ist nicht unumstritten: Denn der Vizepräsident der CAF ist niemand geringeres als Fouzi Lekjaa, seines Zeichens Präsident von RF Berkane.

Berkane heizt Trikot-Streit auf Social Media weiter an

Berkane heizte den Streit in den sozialen Medien im Anschluss weiter an: Der marokkanische Verein bedankte sich bei "X" über die Unterstützung "von Tanger bis Lagouira".

Lagouira liegt im Süden der Westsahara und damit weit vom international anerkannten marokkanischen Hoheitsgebiet entfernt.

Der politische Streit um das umstrittene Gebiet, der vor drei Jahren zu einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten Marokko und Algerien sorgte, hat jetzt also auch den Sport erreicht.