Real Madrid trauert nach 0:1-Niederlage Kroos hinterher
Spaniens traditionell rustikale Sportpresse ließ sich nicht lange bitten. Eine "schwarze Nacht" hatte die Marca gesehen, von einem "europäischen Desaster" berichtete die "AS". Das lahme 0:1 (0:1) Real Madrids in der Champions League beim klaren Außenseiter OSC Lille, es schlug mächtige Wellen.
Erstmals seit Januar dieses Jahres hat der Titelverteidiger wieder ein Fußballspiel verloren. Dass diese Serie irgendwann enden würde, war klar.
Ein kleiner Ausrutscher, könnte man meinen, einer, der irgendwann passieren musste. Aber irgendwie war dieser "weiße Kollaps" ("Mundo Deportivo") dann doch mehr als das. Die spielerische Armut, in die die Madrilenen seit Wochen immer wieder verfallen, bereitet zunehmend Sorgen.
Es sei im Grunde "alles ziemlich schlecht" gewesen, stellte Erfolgstrainer Carlo Ancelotti im Anschluss an die Lille-Pleite fest.
Dem Gegentor durch Jonathan David (45.+2), das auch der deutsche Abwehrchef Antonio Rüdiger nicht verhindern konnte, weil Eduardo Camavinga einen Handelfmeter verursacht hatte, hatte Real am Mittwoch kaum mehr etwas entgegenzusetzen. Weil es besonders im eigenen Ballbesitz ordentlich ruckelte.
Champions League: Real Madrid ohne "spielerische Klarheit"
"Wir tun uns schwer, etwas zu kreieren", sagte Ancelotti und bemängelte die fehlende "spielerische Klarheit", die sein Team auch nach der Einwechslung großer Namen wie Luka Modric und Kylian Mbappe an den Tag legte. Ähnlich hatte es unter anderem schon beim 1:1 im skandalumwobenen Stadtderby gegen Atletico in der Liga ausgesehen.
Eines wird dieser Tage überdeutlich: Im Mittelfeld der Königlichen klafft eine Lücke, die ein gewisser deutscher Ex-Nationalspieler hinterlassen hat. "Wir tun uns schwer, Toni Kroos zu ersetzen", hatte Ancelotti bereits vor der Partie gesagt - der 34-Jährige sei im Grunde "unersetzlich".
Kroos' Abgang zu betrauern, wird die Probleme aber nicht lösen. Das weiß auch Ancelotti. Und setzt bei aller Unzufriedenheit auf die heilsame Kraft der Niederlage. Die letzte Pleite, das 2:4 n.V. im Pokal gegen Atletico im Januar, sei "ein fantastischer Weckruf" gewesen, sagte der Italiener, der nun auf einen neuerlichen hofft.
Es wäre ein Weckruf zur rechten Zeit, denn die Aufgaben werden nicht einfacher. In der Liga gilt es, mit dem drei Punkte enteilten FC Barcelona Schritt zu halten - in Europa warten noch in diesem Kalenderjahr vier äußerst ungemütliche Gegner: Vorjahresfinalist Borussia Dortmund, die AC Mailand, der FC Liverpool und Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo.