04.09.2024 12:46 Uhr

Bayern-Block in der Nationalmannschaft ist Geschichte

Joshua Kimmich ist einer der wenigen DFB-Stars beim FC Bayern
Joshua Kimmich ist einer der wenigen DFB-Stars beim FC Bayern

Der FC Bayern stellt traditionell einen großen Block in der Nationalmannschaft. Doch der Einfluss des Rekordmeisters schwindet derzeit. Von Einsamkeit wird Joshua Kimmich noch nicht geplagt.

Weil er sich "hier im Team sehr wohlfühle", vermisst der neue Kapitän der deutschen Nationalmannschaft die bekannten Gesichter aus seinem Verein nicht zu sehr. Dass neben Kimmich nur Zauberfuß Jamal Musiala und Top-Talent Aleksandar Pavlovic im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann stehen, schmerzt aber auch Kimmich. Der Einfluss des FC Bayern in der DFB-Auswahl schwindet.

"Ich weiß gar nicht, wann das zuletzt der Fall war", sagte Kimmich im Quartier in Herzogenaurach vor dem Nations-League-Auftakt am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) gegen Ungarn. Auf dem Trainingsplatz und im "Home Ground" läuft der 29-Jährige gleich fünf Stuttgartern und Dortmundern über den Weg. Dabei stellte doch der Branchenprimus aus München traditionell den größten Block beim viermaligen Weltmeister.

"Natürlich ist es immer ein gutes Zeichen für Bayern München, wenn wir viele Spieler hier bei der Nationalmannschaft haben. Schade, dass das momentan nicht der Fall ist", sagte Kimmich. Er betonte aber auch, dass dies nichts sei, was sich nicht wieder ändern könne.

Leroy Sane kämpft sich nach seiner Leisten-Operation wieder heran. "Ich fühle mich fit, bisher läuft alles nach Plan. Ich konnte die ersten Mannschaftseinheiten gut mitmachen, hatte keine Probleme und hoffe, dass es so weitergeht", wird Sane am Mittwoch auf der Bayern-Homepage zitiert.

Serge Gnabry könnte nach einem guten Saisonstart wieder eine Alternative für die Oktober-Länderspiele werden. Torhüter Alexander Nübel ist nur an den VfB Stuttgart ausgeliehen - und das Transferziel Nummer eins für 2025 ist Florian Wirtz.

Braucht die Nationalmannschaft einen Bayern-Block?

Dass es derzeit nur drei Bayern-Spieler sind, hat aber Gründe. Manuel Neuer und Thomas Müller sind nach der Heim-EM zurückgetreten, zudem hat der deutsche Fußball-Rekordmeister seine Einkaufspolitik verändert.

Jahrelang wurden deutsche Nationalspieler gejagt, in diesem Sommer kamen für mehr als 100 Millionen Euro der Franzose Michael Olise und der Portugiese Joao Palhinha. Der Transfer von Jonathan Tah ließ sich hingegen nicht realisieren.

Bei einem Neuling im DFB-Kreis haben die Münchner zudem nicht aufgepasst. "So etwas wie mit Angelo Stiller sollte uns nicht mehr passieren. Da hätten wir die Früchte unserer Nachwuchsarbeit besser ernten müssen", sagte Jochen Sauer, der Leiter des Nachwuchszentrums, zuletzt "t-online" über den 23-Jährigen, der seinen Ausbildungsverein 2021 ablösefrei verlassen hatte.

Traditionell braucht die Nationalmannschaft aber einen erfolgreichen Bayern-Block - auch wenn Matthias Sammer das nicht überbewerten möchte.

"Ich glaube nicht, dass alles besser wäre, wenn wir sieben Bayern hätten. Wichtig ist, dass wir Wege finden, uns zu stabilisieren, dass wir Ideen haben, eine Hierarchie und ein gutes Auftreten. Was immer gut ist, wenn wir Typen haben und eine eigene Identität", sagte der Prime-Video-Experte.

Beim WM-Titel 1974 standen allerdings sieben Spieler der Bayern im Aufgebot, 1990 waren es sechs, 2014 wieder sieben. Auch an den EM-Titeln 1972 und 1996 hatten die Münchner mit sechs und sieben Spielern einen großen Anteil. Und der WM-Titel 2026 mit vielen Münchnern würde auch Kimmich gefallen.