Die seltsamen Transfers des FC Bayern
Der FC Bayern baut rund um den Bundesliga-Auftakt seinen Kader noch einmal kräftig um. Ohne große Not könnte sich der deutsche Rekordmeister damit neue Baustellen eröffnen - nicht zum ersten Mal in dieser Transferperiode.
Bei Bayer Leverkusen legte Josip Stanisic einen Blitz-Start hin. Am Montagvormittag, nicht einmal 24 Stunden nach der offiziellen Bekanntgabe seines Leih-Wechsels vom FC Bayern zur Werkself, stand er bereits auf dem Trainingsplatz.
Wochenlang, heißt es, habe Bayer an dem 23-jährigen kroatischen Nationalspieler gebaggert. Auch der VfL Wolfsburg sowie Borussia Mönchengladbach waren im Rennen. Dann endlich gab der FC Bayern grünes Licht für den Wechsel zum Tabellensechsten der vergangenen Saison.
"Die letzten Tage waren sehr turbulent, das muss ich sagen. Ich habe natürlich darauf gehofft, dass es irgendwann passiert und ich zu Leverkusen komme. Aber das war bis zur letzten Sekunde nicht sicher", schilderte Stanisic das Finale des Transfer-Pokers gegenüber Bayers Vereinsmedien.
Umdenken des FC Bayern bei Josip Stanisic
Zwar räumte der FC Bayern den Leverkusenern keine Kaufoption für das Eigengewächs ein. Klar ist aber: In den kommenden zwölf Monaten wird Trainer Thomas Tuchel nicht auf Stanisic zurückgreifen können.
Den Münchnern fehlt damit eine eigentlich durchaus spannende Personaloption. Links, rechts und auf beiden Innenverteidigerpositionen kann Stanisic spielen - und das durchaus ordentlich, wie er in seinen wettbewerbsübergreifend bislang 41 Einsätzen für die Profis des FC Bayern bewies.
Noch im Juni hieß es im "kicker", Tuchel schätze Stanisic und vor allem seine Vielseitigkeit. Es habe Signale von der Klub-Führung an ihn gegeben, dass man auch 2023/2024 mit ihm plane.
Wie es seitdem zum Umdenken an der Säbener Straße kam, ist nicht überliefert. Etwas verwunderlich ist der Abgang von Stanisic aber schon, vor allem mit Blick auf die Besetzung der Rechtsverteidigerposition, wo die Personaldecke inzwischen extrem dünn ist - zu dünn?
Auch Benjamin Pavard will den FC Bayern lieber heute als morgen verlassen. Inzwischen soll es eine Einigung mit Inter Mailand geben. Letzte verbliebene Option wäre damit Noussair Mazraoui, der in seiner ersten Spielzeit in München nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Wie löst der FC Bayern sein Torwart-Problem?
Nicht zum ersten Mal in der laufenden Transferperiode sind die Personalentscheidungen des FC Bayern für Außenstehende nicht hundertprozentig nachzuvollziehen.
Ohne große Not ließen die Münchner bereits in der Frühphase des Wechselfensters die Torhüter Alexander Nübel (Leihe zum VfB Stuttgart) sowie Yann Sommer (Inter Mailand) ziehen - und da war die positive gesundheitliche Entwicklung bei Manuel Neuer noch gar nicht abzusehen.
Mehrere Keeper-Kandidaten gaben den zwischenzeitlich verzweifelt wirkenden Verantwortlichen um Vorstandschef Jan-Christian Dreesen anschließend einen Korb oder mussten aus anderen Gründen vom Einkaufszettel gestrichen werden.
Um die Dienste des aktuellen Wunschziels Daniel Peretz, der bis zu Neuers Rückkehr als Backup von Sven Ulreich fungieren soll, läuft ein harter Millionen-Poker mit dessen Arbeitgeber Maccabi Tel Aviv. Es ist natürlich längst auch in Israel bekannt, dass die Münchner im Tor unter Zugzwang stehen.
FC Bayern sucht Nachfolger für Benjamin Pavard
Immerhin: Für die rechte Abwehrseite will der FC Bayern auf jeden Fall einen Neuzugang unter Dach und Fach bringen, bevor Pavard die endgültige Wechsel-Erlaubnis erteilt wird. Wer das sein soll, ist allerdings noch völlig unklar.
Während Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus mit einem Spieler rechnet, den die Öffentlichkeit "überhaupt nicht auf dem Radar" hat, bringt "L'Équipe" mit Kyle Walker einen alten Bekannten wieder ins Gespräch.
Der 33-Jährige von Manchester City wurde vor einigen Wochen schon einmal heiß beim FC Bayern gehandelt, soll dann aber abgesagt haben.
Tobias Knoop