Das Abermillionen-Projekt PSG ist krachend gescheitert
Von der Wüsten-Enklave in Paris in die Wüste: Der von Saudi-Arabien genüsslich inszenierte Transfer von Neymar liefert eine aus PSG-Sicht bittere Erkenntnis. Das mit vielen, vielen Katar-Millionen gepamperte Projekt Paris Saint-Germain liegt in Trümmern, der nächste Superstar ist auch schon bald weg. Ein Kommentar.
2017 sollte für Paris Saint-Germain ein großes Jahr markieren. Einen Wendepunkt. Die Klub-Eigentümer aus Katar um PSG-Emir Nasser Al-Khelaifi machten Millionen locker wie noch nie. Für 222 Millionen (darauf einen Cognac!) kam Neymar vom FC Barcelona, 180 Millionen Euro ließ man springen, um Kylian Mbappé von AS Monaco zu kaufen.
Gut angelegtes Geld? No! Auch mit dem Gespann Neymar/Mbappé hat PSG die hochgesteckten Ziele klar verfehlt. Okay, die Pariser haben die Ligue 1 gewonnen wie der FC Bayern die Bundesliga, aber wen interessiert das? Mit dem Ligatitel lockt man selbst die feurigsten PSG-Anhänger im Prinzenpark nicht mehr hinterm Ofen vor. Der Henkelpott sollte (und soll) nach Paris. Drunter will es Paris eigentlich nicht machen. Die Mission ist krachend gescheitert.
In den sechs Champions-League-Spielzeiten seit 2017 war für PSG viermal im Achtelfinale Schluss. In der Vorsaison kochten die schwächelnden Bayern unter dem kurz danach vom Hof gejagten Julian Nagelsmann PSG wie eine französische Zwiebelsuppe. Nicht mal ein Tor schoss die Millionen-Truppe. Einzig im Corona-Jahr 2020 schaffte es Paris mit Thomas Tuchel auf der Trainerbank ins Spontan-Turnier-Finale, das mit 0:1 gegen die Münchner verloren ging. C’est la vie PSG – alle großen, alle wirklich wichtigen Spiele seit der Ankunft der vermeintlichen Messiasse Neymar und Mbappé hat der Klub verloren.
Und Trainer haben sie verschlissen in Paris: Carlo Ancelotti, Unai Emery, Tuchel, Mauricio Pochettino. Keiner hielt sich lange, keiner schaffte es, das mit Kohle zusammengewürfelte Star-Ensemble zu einer Fußball-Macht zu formen, vor der Europa zittert. Wem nach der K.o.-Phase PSG zugelost wurde, der lachte sich insgeheim doch ins Fäustchen, statt sich ins Höschen zu machen.
Kylian Mbappé will unbedingt zu Real Madrid - ein klares Zeichen!
Neymar hat genug, schickt sich selbst in die Wüste zu den Saudis, die ihren katarischen Rivalen am Persischen Golf mittlerweile gefühlt überholt haben, was aberwitzige Millionen-Transfers angeht. Und auch Mbappé mag nicht mehr. Der Franzose wurde ob seiner Lustlosigkeit von Al-Khelaifi zuletzt gar suspendiert, verzichtet nun widerwillig auf Millionen-Boni, um wieder mittrainieren zu dürfen. Aber nur bis Real Madrid endlich ein Angebot macht, dass die PSG-Bosse zufriedenstellt.
Im Sommer 2024 wäre Mbappé ablösefrei zu haben. Einen Abgang zum Nulltarif will Paris unbedingt vermeiden, mag es sich auch nicht leisten. Auch ein Zeichen, dass die Zaster-Pipeline zwischen Doha und Paris nicht mehr nur auf Durchfluss steht. Ein anderes Statement ist freilich die Vehemenz, mit der Mbappé zu Real will. Sie zeigt, wo der Weltmeister von 2018 in Zukunft eine Chance auf europäische Titel sieht. Mbappé giert nach der Champions League. Mit den Madrilenen hat er eine realistische Chance, mit Saint-Germain – so sein empirischer Fußball-Schluss – nicht. Für den Henkelpott hat er auch den Saudis einen Korb gegeben, was den Fußball-Klassizisten etwas beruhigen dürfte: Noch sind die Königlichen größer als Al Hilal und Co.
Bei PSG hat derweil der spanische Trainer Luis Enrique das Kommando übernommen. Enrique gilt als großer Freund junger Spieler, die Entwicklungspotenzial haben. Vielleicht markiert sein Amtsantritt einen weiteren Wendepunkt. Zu einem anderen, nachhaltigeren PSG-Projekt.
Martin Armbruster